auf der alten Paßstraße nach Unstad
Mittwoch, 27. März
Die Wolken sind in der Nacht über die Lofoten hinweg gezogen, und pünktlich zum Frühstück scheint wieder die Sonne. Nach zwei Tagen Skilaufen steht heute eine Rundfahrt mit dem Auto an: einmal die E10 entlang, bis diese im Westen der Inselkette in Å endet. Speziell für Holger soll das eine Art Promotion-Tour werden, weil ich hoffe, ihn zu einem Wanderurlaub im nächsten Jahr überreden zu können. Nach dem Abwaschen setzen wir uns in Bewegung.
Den westlichen Teil von Austvågøya sowie Gimsøya lassen wir heute aus und haben dadurch mehr Zeit für all die anderen schönen Orte. Erster Stop ist Kvalnes auf Vestvågøya, hier verlassen wir die E10 und fahren außen an der Küste entlang, wo es immer wieder ein paar Motive zu fotografieren gibt. Uns bietet sich eine gute Fernsicht, dabei kommt die zackige Küstenlinie der Lofoten sehr gut zur Geltung. Weitere Halte erfolgen bei den üblichen „Verdächtigen“: dem Parkplatz mit Panorama-Aussicht am Torvdalshalsen und in Unstad auf dem Kamm der alten Paßstraße. Danach verlassen wir Vestvågøya erst einmal wieder und legen die nächste Pause auf der zweitkleinsten Insel Flakstadøya ein. Der See Storvatnet mit der über 900 Meter hohen, fast senkrechten Felswand des Stjerntinden dahinter beeindruckt jeden, der hier entlangfährt und sich ein paar Minuten Zeit nimmt, die spektakuläre Szenerie auf sich wirken zu lassen.
Wir überlegen kurz, ob wir noch weiter bis nach Nusfjord reisen sollen, aber ich würde das gerne zugunsten eines besseren Lichts später in Reine sausenlassen. Dafür folgen andere Halte auf dieser Insel: das Dorf Flakstad mit seiner niedlichen roten Holzkirche und die Strände in Skagsanden und Ramberg. Wir legen einen Boxenstop auf Sakrisøy ein, um die gelben Holzhäuser zu fotografieren und im „Sjømat“ eine Kleinigkeit zum Mittag zu essen. Ursprünglich war dies nur ein winziger Fischladen. Der wird täglich frisch von Kuttern beliefert, die direkt hinter dem Haus anlegen können. Das Geschäft läuft offensichtlich blendend – nur so erklärt sich mir der neue Anbau, der ein kleines SB-Restaurant beherbergt.
Da wir spät dran sind und Gerts Pflichtprogramm “Kuchenaufnahme” am Nachmittag zeitlich in greifbare Nähe rückt, verdrücken wir nur ein paar sehr leckere Lachsbrötchen. Weiter führt uns die Fahrt Richtung Å, etwa eine halbe Stunde später stehen wir am Ende der Straße und können einen Blick auf die Insel Værøy erhaschen, wo gerade die Sonne auf dem Gipfel des einzigen Berges antippt.
„Kaffeezeit“ ruft Gert. Dann wollen wir mal wieder nach Reine fahren. Hier gibt es mitten im Zentrum das nette „Blomster-Café“, das ich noch von vorangegangenen Touren in guter Erinnerung habe. Unser Gruppen-Opa ist selig, weil die Kuchenauswahl offensichtlich seinen Geschmack trifft.
Langsam wird es Zeit für die Rückfahrt. Ich würde gerne, um etwas Werbung in eigener Sache zu machen, Holger das Gästehaus von Anne Gerd zeigen, das uns bei der beabsichtigten Wanderreise als Basis dienen soll. Zum Glück ist die Hausherrin anwesend. Wir werden kurz im wieder einmal umgestalteten Heim herumgeführt und sitzen anschließend noch eine ganze Weile im Eßzimmer. Holger signalisiert mir „Daumen hoch“. Das B&B ist als Hauptquartier genehmigt, zumal in unmittelbarer Nähe bereits einige schöne Touren in die Berge beginnen.
Da die Sonne immer noch am Himmel steht, statten wir den auf der Westseite der Insel gelegenen Stränden Haukland und Uttakleiv noch einen kurzen Besuch ab. Nach einer weiteren Stunde Fahrt erreichen wir schließlich Svolvær, wo wir heute Abend nochmals im „Bacalao“ essen gehen. Und wieder rundet eine Flasche Rotwein mit Hafenblick den erlebnisreichen Tag ab.
Skagsanden, Flakstadøya
Donnerstag, 28. März
Bevor wir morgen bereits wieder den Rückweg zum Festland antreten müssen, wollen wir am heutigen Tag noch einmal raus. Die Skier bleiben im Auto, weil die Konsistenz des Schnees von ziemlich pappig bis sulzig reicht. Nicht so toll. Wir haben seit gestern Plusgrade, aber eine kurze Winterwanderung ist auch bei diesem Wetter drin. Also lassen wir den Škoda stehen und laufen los. Vom Stadtzentrum aus geht es durch einen kurzen Tunnel und vorbei an der Werft in Osan zum Einstieg ins Loipengebiet am Store Kongsvatnet. Hier biegen wir heute links ab und folgen dem verschneiten Pfad hinauf zum Tjeldbergtind.
Wegen der gestiegenen Lawinengefahr entscheiden wir uns jedoch gegen einen Aufstieg bis zu dessen Gipfel und weichen auf den kleinen Bruder dieses Berges aus – von den Einheimischen „Linken“ genannt, wegen seines weithin sichtbaren Mobilfunkmastes. Dieser soll unser Ziel sein. Hier und da hätten Schneeschuhe uns sicher gute Dienste geleistet. In einem kleinen Wäldchen kurz vor dem Endpunkt der Tour versinken wir immer mal wieder tief im Schnee.
Schließlich haben wir die Lichtung erreicht, von der aus man einen schönen Blick auf Svolvær und heute sogar bis zum Festland hat. Bei den gesprungenen Insta-style Gruppenselfies breche ich einmal so richtig schön im Schnee ein und bin fast bis zur Hüfte weg. Großes Gelächter. Wir machen uns auf den Rückweg.
Weil uns vorgestern Henningsvær gut gefallen hat und mittlerweile die ideale Zeit fürs Mittagessen hinter uns liegt, lassen wir diese Mahlzeit kurzerhand ausfallen und steuern zu Gerts großer Freude nochmals die Kuchentheke im „Lofoten Arctic Hotel“ an. Heute ist hier wenig los, und wir finden Plätze in der gemütlichen Sofa-Ecke, wo die süßen Teilchen gleich nochmal so lecker schmecken. Ein kleiner Verdauungsspaziergang nach dem Kaffee geht eigentlich immer. Mittlerweile hat Schneeregen eingesetzt, und die bereits vereisten Straßen und Wege werden durch die dünne Wasserschicht zu spiegelglatten Rutschbahnen. Dafür haben wir den Ort fast ganz für uns allein. Die Betreiber der lokalen Souvenirläden haben wohl auch mit so etwas gerechnet und ihre Läden vorsichtshalber zu gelassen. Also wird‘s nix mit einer Shoppingtour, darum steigen wir ins Auto und fahren heim.
Letzter Abend auf den Lofoten. Da wollen wir die Küche nicht einsauen und speisen noch einmal auswärts. Will heißen: indoor, denn das Treppenhaus unseres Apartment-Hotels bietet den schon erwähnten Direktzugang durch das Treppenhaus zu den Restaurants „Bacalao“ und „Du Verden“. Bequemer geht es nicht. Abendessen ist heute eher „casual“. Es gibt Pizza und deftige Fischgerichte. Unser eigener Rotwein ist mittlerweile alle, aber auch das gezapfte Bier im „Du Verden“ schmeckt ganz gut und paßt hervorragend zum rustikalen Dinner. Und draußen schneit es wieder wie verrückt…
es zieht sich zu auf den Lofoten
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