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Rowardennan, Morgenstimmung am Loch Lomond

Montag, 25. September – 3. Etappe von Rowardennan nach Ardlui
(Länge: 21.4 km, Höhenmeter: 350, Dauer: 4.5 h)

Nach einer erholsamen Nacht im komfortablen Hotelbett und einem reichhaltigen Frühstück sind wir fit für das nächste Stück des West Highland Way. Das Wetter ist heute früh auch viel besser als gestern. Wolken steigen an den Uferhängen von Loch Lomond auf und lassen erahnen, ALT daß wir im Verlauf des Tages noch mit reichlich Sonnenschein rechnen dürfen.
Die heutige Etappe ist mit etwas über 21 Kilometern nicht allzu lang, und der Weg, zumindest bis zum Hotel in Inversnaid, sehr gut ausgebaut. Mein Reiseführer empfiehlt hier, für ein kurzes Stück die offizielle Route direkt am Seeufer zu verlassen, da der Pfad dort ziemlich ausgesetzt und sehr abschüssig sein soll. Wir ziehen Bequemlichkeit vor und erfreuen uns an tollen Ausblicken von oberhalb des Loch Lomond. Sogar Sitzbänke zum Rasten gibt es. Wie im Thüringer Wald!
In Inversnaid legen wir eine Mittagspause ein und verspeisen unser Lunchpaket auf einer Bank mit Blick auf den See, wo sich jetzt wirklich die Wolken auflösen und die Sonne durchlassen. Sofort sind auch die berüchtigten kleinen Mücken (Midges) zur Stelle und fliegen im Holding um uns herum. Aber sie schaffen keinen Landeanflug durch unsere Funktionskleidung und scheitern somit an ihrer Hauptaufgabe, uns Wanderer zu piesacken. Ausgetrickst, ihr Mistviechter!
Wie nützlich die kleine Stärkung von eben war, zeigt sich auf den nächsten Kilometern, auf denen sich der Weg deutlich verschlechtert. Es geht im wahrsten Sinne des Wortes über Stock und Stein, hoch und runter. Gut, daß ich meine Wanderstöcke dabei habe. Wo wir mal nicht über Felsen und Wurzeln steigen müssen, erschweren große schlammige Abschnitte das Fortkommen. Holger tut mir fast ein wenig leid mit seinen flachen Schuhen, weil er jedes Mal “the long way around (the mud hole)” laufen muß, ALTwährend ich an der ein oder anderen Stelle den Shortcut mittendurch nehmen kann. Aber dafür sind hier die Aussichten auf den See immer wieder grandios.
Gegen Fünf nähern wir uns unserem heutigen Ziel, dem Ardlui Hotel. Weil es am gegenüberliegenden Ufer steht, gibt es hier ein besonderes Feature: eine eigene kleine Fähre, die man selbst herbei rufen kann. Nahe der Anlegestelle auf unserer Seeseite befindet ein Mast, an dem wir einfach einen roten Signalball hoch ziehen. Wenige Minuten später setzt sich drüben das Boot in Bewegung und holt uns ab.
Das Hotel wirkt im Vergleich zu den ersten Unterkünften etwas in die Jahre gekommen, aber für eine Nacht geht’s. Mein erstes Zimmer gebe ich gleich wieder zurück: direkt über dem lauten Küchenabzug, aus dem fettige Essensdämpfe quellen. Nee, Freunde – so nicht! Das zweite ist dann einigermaßen okay.
Das Essen im Restaurant reißt die nur durchschnittliche Zimmerqualität wieder raus. Wegen der anstrengenden Tour verzichte ich nach dem ersten Whisky (einen 12-jährigen aus der Destillerie “Loch Lomond”, der einen direkten Wirkungstreffer in meinem Kopf landet), auf das quasi-obligatorische Konkurrenzprodukt von den schottischen Inseln und gehe früh schlafen.

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Blick von der Ardleish Farm Richtung Ardlui

Dienstag, 26. September – 4. Etappe von Ardlui nach Crianlairich
(Länge: 15.7 km, Höhenmeter: 390, Dauer: 3.5 h)

Am Ende der heutigen Wanderung ist bereits die Hälfte des Weges geschafft – wie schnell das geht! Meine Füße sind am Morgen immer noch topfit, das Wetter sieht gut aus, das Frühstück schmeckt – was will man mehr?
Die kleine Fähre bringt uns wieder zurück auf die andere Seite des Loch Lomond, ALTund wir können unsere Tour fortsetzen. Nach einem kurzen Anstieg eröffnet sich noch mal ein wunderschöner letzter Ausblick auf diesen malerischen See, dann verläuft der Weg durch ausgedehnte Farnwiesen und bebäumte Abschnitte. Wir passieren die Beinglass Farm, auf der Holger bei seiner ersten Wanderung auf dem West Highland Way vor 20 Jahren schon einmal übernachtet hatte. Überhaupt kein Vergleich: damals bei strömenden Regen im engen Zelt im Schlamm übernachtet und Laune dementsprechend im Eimer. Dagegen heute: sehr kommod im Hotel geschlafen und mit vollem Bauch sowie trockenen Klamotten unterwegs.
Die nächsten fünf Kilometer führen uns durch ein breites Tal. Hier passiert landschaftlich nicht viel. Der Wald wird lichter und die Berge am Rande etwas höher, aber typisch nach Highlands sieht es noch nicht aus. Immerhin wechseln die Blätter der Bäume gerade ihre Färbung, und so kriege ich ein paar schöne Herbstbilder für unser Reisebuch. Irgendeine einsame chinesische Touristin stapft hier scheinbar ziellos durch die Gegend, die wird wohl der große Reisebus vorhin heimlich stehengelassen haben. Weil die ältere Dame über diesen Umstand nicht allzu betrübt scheint, lassen wir sie mit sich selbst allein.
Eine für den durchschnittlich großen Mitteleuropäer etwas zu niedrig geratene Eisenbahn-Unterführung sorgt für Heiterkeit und gibt ein originelles Fotomotiv ab. ALTKurz dahinter steigt der Weg über einige Kilometer lang immer langsam, aber stetig an. Wiederum müssen wir eine Weide durchqueren, aber auch diese Kühe bleiben entspannt liegen, selbst als ich mich mit der Kamera bewaffnet vorsichtig den Kälbern nähere.
Etwa eine Stunde vor dem Zielgebiet beginnt der Abstieg zum Dorf durch dichten Nadelwald. In Crianlairich übernachten wir in einem günstigen Bed & Breakfast am Ortsrand, dessen Inneneinrichtung mich total an das Haus meiner Oma Anita in Lichtenstein erinnert. Und es riecht auch noch genauso, da werde ich wohl heute wie ein Murmeltier schlafen.
Vorher noch etwas essen, viel Auswahl gibt es in diesem etwas abseits gelegenen Dorf nicht. Wir besuchen die Glen More Lodge, wo mir das einzige schlechte Essen der gesamten Reise serviert wird: “Chicken Balmoral” (konnte wegen des Namens nicht widerstehen). Hähnchen mit Haggis gefüllt und mit einer undefinierbaren Sahneschlotze überkippt. Nicht lecker.
Dafür punkten die heute verkosteten Whiskies auf ganzer Linie: zunächst ein zwölf Jahre alter „Superstition“ der Destillerie Jura von der gleichnamigen Insel. Eine Explosion von Fruchtaromen, quasi ein Obstkorb im Glas. Der danach gereichte Ardmore wirkt dagegen fast ein wenig fad…

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Glen Falloch

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