Wintertour 2014, Teil 2

Abisko, schwedisch Lappland und Narvik

10 Mrz 2014 Wintertour 2014, Teil 2


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Dienstag, 4. März

Wir verlassen heute die Lofoten und nehmen Kurs aufs Festland, genauer gesagt auf Abisko im schwedischen Teil Lapplands. Unterwegs werden wir in Evenes noch unseren Kollegen Adrian einsammeln, der uns bis Samstag begleiten will. Bis seine Maschine jedoch landet, haben wir noch jede Menge Zeit, um ein paar letzte schöne Ecken auf den Inseln zu besuchen.
Einen der Top Spots und unter anderem Favorit meiner Kinder haben wir noch gar nicht besucht. Dabei liegt er nur fünfzehn Autominuten von Anne Gerds Haus entfernt – der Strand Haukland. Wenn die schroffen Berge an seinen Flanken nicht wären, könnte man hier meinen, irgendwo in der Südsee zu sein: türkisblaues, kristallklares Wasser und ein breiter weißer Strand. Bis man dann baden geht. Dann kommt der große Aufschrei. Selbst die Locals gehen – abgesehen vielleicht von einigen richtig warmen Hochsommertagen – hier nur in Neoprenanzügen schwimmen. Wir befinden uns immerhin 200 km nördlich des Polarkreises.
Direkt nebenan und nur durch einen Tunnel getrennt liegt einer meiner Lieblingsorte der Lofoten, Uttakleiv. Eingerahmt von Zipfelbergen liegt dieser Strand an der Außenseite der Insel Vestvågøya. Meine Kinder haben ihn zu ihrem Top Strand erkoren, weil seine Felsen und die unzähligen großen runden Steine zum Herumklettern und Springen einladen. Darüber hinaus geben sie tolle Fotomotive ab. Allerdings erst ab dem Nachmittag, denn bis dahin liegt Uttakleiv im Schatten des Mannen, des Berges, auf den wir am ersten Tag gewandert sind. Heute ist hier leider nichts zu holen. Wir fahren deshalb weiter, denn eine Insel fehlt uns noch auf der Liste: Gimsøya, die kleinste der Lofoten und die unberührteste dazu. Auch hierher verirren sich nur wenige Reisende, trotz des als touristischen Highlights vermarkteten Golfplatzes in Hov, dem einzigen der Lofoten. Wenn die Pläne aufgehen, werden in Zukunft viel mehr Leute diese Insel zu Gesicht bekommen – wenn auch nur kurz. Hier soll einmal der neue Flughafen der Lofoten entstehen. Ein Projekt, das vor allem durch Bjørn Kjos, den CEO der Fluggesellschaft Norwegian, seit ein paar Jahren enorm forciert wird. Immer noch finden Windmessungen durch die norwegische Luftaufsichtsbehörde statt, um die Möglichkeiten der späteren Landebahnausrichtung zu prüfen. Ich bin sehr gespannt, wie sich das Ganze entwickeln wird.
Heute jedoch ist alles noch verschlafen. Wir besuchen Hovsund, mit seiner langen Mole und dem am Ende aufgesteckten kleinen Leuchtturm eines meiner Lieblingsmotive der Lofoten. Micha bemerkt wieder einmal sehr passend, daß sich meine fotografische Begeisterung vorwiegend auf “weißes Haus vor’m Berg” zu beschränken scheint, was ich in diesem Fall nicht abstreiten kann. Heute liegt hier ein neues Detail herum. Vor nicht allzu langer Zeit ist an der Küste ein Wal gestrandet und noch sehr gut erhalten. Das lockt sofort Michas Forscherdrang, und er läßt sich in Großwildjäger-Pose auf dem “erlegten” Tier ablichten.
Auf dem weiteren Weg halten wir noch einmal kurz in Svolvær und schauen uns ein wenig am Hafen um. Schade, daß wir diesen Teil der Insel bisher ausgelassen haben. Aber man kann halt nicht alle tollen Ecken in drei volle Tage packen. Weiter geht es auf der E10 in Richtung Flughafen Harstad/Narvik. Adrian kommt pünktlich aus der Abendmaschine der SAS. Er durfte mal wieder im Cockpit mitfliegen und ist dementsprechend blendend gelaunt. Den Koffer im Auto verstaut und schon fahren wir wieder los.
Dank unseres Allrandantriebs ist die Passage des schnee- und eisbedeckten Bjørnfjells zwischen Narvik und der Riksgränsen kein Problem. Abisko liegt zum Greifen nahe. Wir entscheiden uns wegen der vorgerückten Stunde, erst einmal in den Pub zu gehen und dort etwas zum Abend zu essen. Bislang haben wir keine Vorräte eingekauft und wissen nicht, ob wir sonst hier etwas zum Futtern zu kriegen. Ein Burger (so lala) mit Pommes (sehr gut) und (richtigem) Bier für 20 Euro – nicht gerade billig, aber für diese geographische Lage ganz okay. Wir beziehen frisch gestärkt unsere Hütte auf dem Gelände der Fjellstation. Schön mollig warm ist sie jedenfalls, ansonsten grüßt der rustikale Charme der frühen Siebziger. Jetzt schnell die Betten bezogen, Polarlicht-Vorhersage gecheckt (sieht gut aus) und dann mit dem ganzen fotografischen Gerödel und schön dick eingepackt runter zum See. Heute sind wieder einige Leute hier versammelt, denn der Himmel ist sternenklar. Und wir müssen auch nicht lange auf die erste Lightshow warten. Auroren der Stärke 5-6 bescheren mir die erste erfolgreiche Zeitrafferaufnahme für unseren Urlaubsfilm. Das nenne ich mal einen gelungenen Auftakt dieses zweiten Reiseteils.