06 Feb 2013 Wintertour 2013
Auch in diesem Winter geht es wieder hoch in den Norden Europas. Dieses Jahr mal nicht deckungsgleich mit Karneval, sondern eine Woche später. Erstens, weil dann der Mond etwas voller ist und der Himmel bei den Polarlicht-Aufnahmen nicht ganz so schwarz rüberkommt. Und zweitens werde ich diesmal von unserer Freundin Kathrin begleitet, die nur an diesem Termin kann. Wieder erwarten uns sieben Tage Winter vom Feinsten: derzeit herrschen in Abisko, der ersten Station unserer Reise, bei Sonnenschein und ein paar Wolken tagsüber -16°C und nachts noch mal 5-10° weniger. Also sollte den geplanten Aktivitäten wie Hundeschlittentour, Eisklettern und Polarlichter fotografieren eigentlich nichts im Weg stehen. Nach drei Tagen in Schweden werden wir auf die Lofoten rüber fahren, um meine Gastmama Anne Gerd und ihre Familie in ihrem neuen Zuhause auf Vestvågøya zu besuchen. Ich freue mich schon riesig.
Sonntag, 17. Februar
Aua! Um 3 Uhr morgens klingelt der Wecker. Tja, wenn man besonders früh und somit im Hellen im hohen Norden Europas ankommen will, muß man eben auch besonders früh und im Dunklen zu Hause losfahren. Außergewöhnlich anstrengend ist die ganze Sache eigentlich nur, weil ich die ganze Nacht mit verschnodderter Nase auf der Couch herumgelegen habe und nicht wirklich schlafen konnte. Aber was soll’s? Unsere Freundin Kathrin, die auf dieser Tour mitkommt, ist auch noch nicht ganz wach, also ziehen wir uns am Flughafen in Frankfurt erst mal einen Kaffee und ein belegtes Brötchen. Die Maschine nach Oslo (wieder mit langer Codeshare-Schlange) ist nur zu einem Drittel voll, der Flug geht mehr oder weniger im Halbschlaf vorüber. Und am Flughafen Gardermoen stellt sich beim Betreten des Terminals sogleich wieder das wohlige Gefühl „Willkommen im Urlaub!“ ein. Wir gönnen uns 2 Baguettes mit Kaffee, dazu gibt es ein Schokomuffin: zusammen 30 Euro. Willkommen im Urlaub!
Auf dem zweiten Flug döse ich wieder vor mich hin, finde aber keine bequeme Schlafposition. Gut, daß wir nach 90 Minuten schon wieder landen. Und zwar wie üblich in Evenes, das uns mit -5°C und hohen Wolken empfängt. Im Terminal Riesenandrang: gerade ist eine vollbesetzte Boeing 737 der holländischen Transavia gelandet, und deren Gepäck ist wegen eines Defektes am Transportband noch nicht da. Dazu kommt noch unsere knallvolle Maschine, und schon ist im engen Wartebereich Kuscheln angesagt. Am Mietwagenschalter eine positive Nachricht: wie schon des Öfteren wurde unser Mietwagen aufgewertet und wartet in Gestalt eines schicken Skoda Yeti mit Allrad bereits vor dem Terminal. Das mit dem 4×4-Antrieb trifft sich gut, denn auf dem Weg über das Narvikfjell hinüber nach Schweden weht doch ganz schön der Schnee über die Straße, und die geschlossene Eisdecke ist bei teilweise 10% Steigung auch nicht ohne.
Einzig und allein das Wetter ist nicht recht kooperativ: Es ist diesig, und man kann den Himmel nicht ausmachen. Schlecht, wenn man das Polarlicht sehen will. Die Aktivitätsvorhersage liegt bei Level 3 bis 4. Da haben wir im vergangenen Winter durchaus etwas am Firmament erkennen können. Naja, vielleicht verziehen sich die Wolken bis zum Abend noch. Immerhin schon knackig kühle -11°C erinnern uns daran, daß wir später unbedingt die dicken Sachen anziehen sollten, wenn wir nach dem Abendessen noch mal raus gehen wollen.
Zum Diner, das hier ‚Middag‘ heißt, gibt es ein hochwertiges Menü: lauwarme Rote Bete mit Schafskäse, Walnüssen und Honig („sehr übersichtlich“), als Hauptgang Saibling auf Safran-Risotto mit Tomatenbutter, und den Abschluß bildet Vanilleeis mit den unverzichtbaren Moltebeeren. Lecker. Weniger lecker ist der Duft, den einige Gäste mitbringen – wie Omas jahrelang ungelüfteter Kleiderschrank auf dem Dachboden. Wir vermuten, daß es sich um Teilnehmer der täglich stattfindenden Hundeschlittentour handelt, die den strengen Geruch der Zugtiere noch an sich tragen.
Gut gestärkt verabreden wir uns für 8 Uhr noch mal zu einem kleinen Abendspaziergang, runter zum See. Polarlichter sind zwar keine zu sehen, aber wir machen trotzdem ein paar Langzeitbelichtungen am Ufer. Später fahren wir mit dem Auto noch nach Abisko, um für morgen in der Mountain Lodge einen Tisch fürs Abendessen zu bestellen.