01 Sep 2016 Lofoten 2016, Teil 2
Sonntag, 17. Juli
Allzu lange können wir heute nicht ausschlafen, da bereits um kurz vor 9 Uhr unser Flug nach Bodø startet. Also heißt es gegen 7 Uhr: Aufstehen. Wir frühstücken ein paar Kleinigkeiten im Hotel, aber so richtigen Hunger haben wir beide noch nicht. Kurz nach halb Acht fährt der Shuttlebus zum Flughafen. Das Erscheinen eine Stunde vor Abflug gilt hier in Oslo – im Gegensatz zu Frankfurt – als rechtzeitig. Zumal am Sonntag Morgen um diese Zeit wirklich kaum jemand unterwegs ist. Allerdings haben auch alle Läden zu, so daß wir keinen kleinen Snack für den Flug mitnehmen können. Nun gut, dann gibt’s eben erst nach der Landung wieder was.
Wir haben Norwegian gebucht. Anders als bei beim skandinavischen Nationalcarrier SAS sind hier die Fluggeräte und die Kabinenbesatzung recht jung und ansehnlich. Unsere 737-800 riecht noch wie ein Neuwagen, die dürfte also erst wenige Umläufe hinter sich haben. Nach knapp anderthalb Stunden Flugzeit erreichen wir die Hauptstadt des Bezirkes Nordland, eine schmucklose Funktionssiedlung ohne rechten Charme. Am Airport geben wir unser Gepäck ab und teilen uns eine Banane und zwei Schokoriegel zum späten Frühstück.
In den knapp vier Stunden, bis wir mit einem Schiff der Hurtigruten Richtung Stamsund weiterfahren, haben wir uns die Besichtigung des norwegischen Luftfahrtmuseums vorgenommen. Dieses liegt nur 20 Gehminuten von Terminal entfernt. Der Eintritt ist mit umgerechnet 30 Euro für uns beide nicht gerade günstig, aber wer gerne über hohe Preise klagt, braucht auch nicht in Norwegen Urlaub zu machen. Glücklicherweise sind alle Exponate auch in deutsch beschriftet, so daß auch Johannes bei den Stücken, die ihn interessieren, die Erklärungen lesen kann. Besonders gefallen ihm natürlich sämtliche Modelle, seien es Flugzeuge, Flugzeugträger oder Dioramen mit Flugplätzen. Für mich hingegen ist der Besuch des alten Towers am interessantesten, auch weil man von dort eine schöne Aussicht auf das Vorfeld samt grandioser Bergkulisse im Hintergrund hat. Nach zwei Stunden sind wir mit allem durch. Auch der Shop macht seinen Schnitt mit uns, Johannes kauft sich von seinem Urlaubsgeld den Papp-Bausatz eines Flugzeugträgers.
Wir holen unsere Koffer am Flughafen ab und marschieren mit dem Gepäck in Richtung Hurtigruten-Kai. Normalerweise erreicht man diesen nach nur 15 Minuten Fußweg, aber gerade findet in Bodø das alljährliche Hafenfest statt. Rund um die Kaianlagen sind Stände aufgebaut, und der verführerische Duft von geräucherten bzw. gegrillten Fischen weht uns im die Nase. Aber Johannes möchte seinen Appetit für den Bordhamburger der Hurtigruten aufsparen, also bahnen wir uns hungrig unseren Weg durch die Besuchermassen. Alle möglichen Schiffe aus Nah und Fern sind heute zu Gast, und wir kommen nur langsam voran, weil wir immer wieder stehenbleiben, um die kleinen und großen Wasserfahrzeuge in Ruhe zu betrachten. Am meisten beeindruckt uns eine extrem luxuriöse Hochsee-Segeljacht, die dazu geeignet ist, ihren vermutlichen Besitzer als Milliardär auszuweisen. Sicherheitspersonal bewacht den Zugang zum Deck, hier ist also jemand ganz dolle wichtig.
Mittlerweile können wir unsere Mitfahrgelegenheit, die MS „Midnatsol“, schon von Weitem erkennen. Dahinter hat ein richtiges Kreuzfahrtschiff festgemacht. Ein Blick in die Marine-Traffic-App sagt uns, daß es sich dabei um die aus der Doku-Serie „Verrückt nach Meer“ bekannte „Albatros“ handelt. Bevor wir an Bord der Hurtigruten gehen, werfen wir zunächst einen Blick aus nächster Nähe auf den Urlaubsdampfer. Nochmals deutlich voluminöser als unser Kahn, aber immer noch eine Nußschale im Vergleich zu den neuesten Riesenpötten, die derzeit an die großen Reedereien ausgeliefert werden.
Der Magen knurrt, wir müssen dringend einsteigen und dem Restaurant einen Besuch abstatten. Gepäck wird im Unterdeck gelagert, und dann heißt es: nichts wie hoch und Essen fassen. Ich nehme ein großes Krabbensandwich, und Johannes bleibt mit dem Hamburger seiner Linie treu, sich im Zweifel auf keine ernährungstechnischen Experimente einzulassen.
Nach dem verdienten Lunch sind wir beide glücklich und zufrieden. Obwohl: wäre doch gelacht, wenn man auf dieses Gefühl nicht noch einen drauf setzen könnte. Der Bordshop lockt mit einem großen Lego-Bausatz der MS Midnatsol. Johannes kriegt Augen wie 80er Kesselnieten und ein breites breites Grinsen. Ich weiß schon, was jetzt kommt. Auch ich erinnere mich an mein Versprechen von der allerersten Jungs-Tour, mich nicht allzu lange zu zieren, falls es jemals einen Bausatz der Hurtigruten geben sollte. Also wird die Kreditkarte gezückt und das Teil gekauft, darf allerdings erst nach unserer Rückkehr daheim aufgebaut werden.
Die Überfahrt auf die Lofoten vergeht fast wie im Flug. Anne Gerd holt uns am Hafen in Stamsund ab. Johannes ist ein wenig traurig, daß weder Ellen noch Jon Eilo anwesend sind, denn die haben ebenfalls Ferien und weilen bei ihrem Papa in Lappland. Aber heute passiert eh nicht mehr viel. Wir fahren noch mal kurz nach Leknes, um ein paar Wandersnacks für die nächsten Tage zu kaufen. Den Rest des Abends verbringen wir am See hinter dem Haus. Ich im Liegestuhl, mein Sohn angelt.