01 Sep 2016 Lofoten 2016, Teil 2
Nach dem großen Erfolg der beiden vorangegangenen Papa-Sohn-Urlaube findet in diesem Sommer die nächste Jungstour statt. Auf Johannes Wunsch geht es wieder nach Nordnorwegen, allerdings ist diesmal der Weg das Ziel. Das bedeutet, daß wir uns sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg viel Zeit unterwegs eingeplant haben. Wir verbringen eine Woche bei Anne Gerd auf den Lofoten, und unsere Heimreise endet direkt im Familienurlaub an der Ostsee.
Samstag, 16. Juli
Kleine Rückblende: Da ich früher mit meinem eigenen Dad eigentlich kaum irgendwelche Vater-Sohn-Reisen unternommen habe, besteht eins meiner ungeschriebenen Ziele darin, wenigstens einmal in jedem Jahr einen Urlaub mit einem der beiden Kinder allein zu verbringen. Durch die gemeinsame und ungestörte Zeit miteinander werden die durch Schichtdienst und Wochenendarbeit gelockerten Bande zwischen uns wieder gefestigt. Bevor im nächsten Jahr Paulas Debüt ansteht, durfte sich Johannes 2016 noch einmal was wünschen.
Es sollte wieder Norwegen werden, darin waren wir uns schnell einig. Weil mein Sohn mir seit geraumer Zeit damit in den Ohren lag, unbedingt noch einmal eine Nacht auf einem Schiff schlafen zu wollen, stand ebenso schnell der grobe Reiseverlauf fest. Die Hurtigruten waren also schon mal gesetzt, aber vielleicht wäre durch die zeitliche Lage unseres Familienurlaubs an der Ostsee, direkt im Anschluß an diese Reise, noch etwas mehr drin? Es gibt doch die tägliche Fährverbindung von Oslo nach Kiel. Damit hätten wir ein echtes Highlight am Ende der Tour. Meine Frau Melanie gab grünes Licht, und danach konnte die Planung für die Tour beginnen.
Zurück im Hier und Heute: Es ist Samstag Mittag, erster Ferientag, herrliches Sommerwetter. Johannes und ich haben uns eben vor der Sicherheitskontrolle im Terminal 1 des Frankfurter Flughafens von unseren Mädels verabschiedet, wobei ein paar Tränen über die Wangen gekullert sind. Aber das kennen wir schon. Kaum befinden wir uns auf dem Weg zum Abflug-Gate und die ersten großen Flugzeuge sind durch die Fenster zu sehen, ist der kurze Abschiedsschmerz schon wieder vergessen. Flug SAS 4756 bringt gleich uns zu unserem ersten Etappenziel Oslo. Man merkt sofort, daß die Sommerferien begonnen haben. Ganz pünktlich können wir nicht einsteigen, weil unsere Maschine, die eben erst aus der norwegischen Hauptstadt ankam, zunächst eine ganze Weile auf eine freie Parkposition warten mußte. Aber uns ist das egal. Heute müssen wir keinen Anschlußflug mehr kriegen, denn wir verbringen eine Nacht am Flughafen Gardermoen, bevor es morgen mit dem ersten Flug nach Bodø weitergeht.
Wir freuen uns über den rasanten Start (Rolling Takeoff von Runway 25C) und – zumindest oberhalb der Wolken – Fernsicht bis zum Nordpol. Johannes darf ein wenig am Handy spielen, während ich mich mit Musik von Kari Bremnes innerlich auf den Urlaub einstimme. In Oslo angekommen, holen wir zunächst unser Gepäck und fahren anschließend mit dem Shuttlebus zum Hotel „Runway“, dessen Name schon alles über seine Lage sagt. Johannes zuliebe habe ich ein Zimmer mit Blick auf die Piste 01L gebucht. Nur zweihundert Meter Luftlinie sind es bis dort, würde ich schätzen. Allerdings hat mein Sohn dafür gerade kein Auge, sondern muß vom Sofa aus erst einmal eine Landemeldung an die Daheimgebliebenen absetzen. Ich mache mich kurz frisch, und eine halbe Stunde später sind wir bereits wieder auf dem Weg nach unten in die Lobby. Dort hat Joe eben beim Check-In eine Tischtennisplatte entdeckt, an der wir uns die Zeit bis zur Abfahrt des Flughafenshuttles vertreiben. Unser Plan: mit dem Raketenzug ins Stadtzentrum fahren, am Hafen mal nachsehen, ob da irgendwelche Kreuzfahrtdampfer herumliegen und dort irgendwo zu Abend essen. Insgeheim hofft Johannes auf ein Megaschiff der Oasis-Klasse, nachdem wir 2011 das Original „Oasis of the Seas“, damals das größte Kreuzfahrtschiff der Welt, wegen seiner Laufunlust verpaßt haben. Worüber er sich in regelmäßigen Abständen immer mal wieder ärgert. Heute treffen wir immerhin auf die „Mein Schiff 1“, die vor der Festung Åkershus angelegt hat. Ist natürlich kaum ein adäquater Ersatz, aber besser als nix. Wir stromern noch ein wenig durch die historische Burganlage mit Meerblick in bester Citylage, bevor wir uns auf die Suche nach einem Restaurant machen.
Lieber nix riskieren, lautet das Motto, und darum gehen wir nur ein paar Schritte hinüber zur Ausgehmeile Åker Brygge. Heute landen wir im „TGI Friday’s“, einer Burgerbude der gehobenen Preiskategorie direkt am Fährkai. Sonnenschein und ein Outdoor-Tisch in erster Reihe mit Aussicht auf den Hafen entschädigen etwas für das umgerechnet 66 € große Loch, das zwei Hamburger mit Pommes, ein Salat und zwei Cola in unserer Reisekasse hinterlassen. Norwegen eben.
Nach dem Essen klappern wir noch die vielen umliegenden Souvenirläden ab, werden aber trotz ausgiebiger Suche nicht fündig. Überall gibt es den selben Mist wie eh und je. Auf dem Rückweg zum Hauptbahnhof fallen mir die vielen Bettler auf. Der Flüchtlingsstrom aus Südosteuropa hat auch der norwegischen Hauptstadt Narben ins einst so rosige Antlitz gekratzt. Ganze Zigeunerclans belagern die große Treppe vor dem Bahnhof, machen die Passanten an und hinterlassen haufenweise Müll. Sehr unschön. Aber was soll’s – wir sind ja nur auf der Durchreise hier. Der Zug zurück zum Flughafen fährt alle 10 Minuten, so daß man nie lange warten muß. Gegen 22 Uhr sind wir wieder im Hotel. Leider ist die Tischtennisplatte belegt, darum ziehen wir uns nach einem Drink an der Bar in unser Zimmer zurück. Morgen müssen wir zeitig raus.