30 Mai 2016 Lofoten 2016, Teil 1
Dienstag, 10. Mai
Als die Fähre morgens um 3:30 Uhr in Sørvågen anlegt, ahnen wir schon, daß gleich am Himmel irgendwas passieren muß, denn erste Sonnenstrahlen brechen durch die tiefgrauen Wolken. Und richtig: kurz vor Reine erleben wir einen dieser magischen Sonnenaufgänge, von denen Nordlandreisende von jeher geschwärmt haben. Dieses Licht und die Intensität der Farben sind einfach unglaublich. Jetzt denkt natürlich niemand ans Schlafengehen, wir fahren wieder zurück gen Westen und finden bei Tind eine gute Stelle, wo wir den Sonnenaufgang über dem Dörfchen Å fotografieren können.
Gegen 5 Uhr erreichen wir unser Quartier, “Eliassen Rorbuer” in Hamnøy. Hier wollen wir 3 Nächte bleiben, um zunächst die Fotospots im Südwesten der Lofoten abzugrasen, ohne immer gleich stundenlang im Auto sitzen zu müssen. Noch während wir unseren Toyota entladen, mache ich erste Fotos von dem kleinen Fischerhafen, in dessen Zentrum unsere Hütte steht. Aber irgendwann werden auch mir die Augen schwer. Ich tue es meinen Mitreisenden gleich und lege mich ein paar Stunden ins Bett, um wenigstens eine Mütze Schlaf zu kriegen.
Mehr als besagte Kopfbedeckung ist aber heute nicht drin, denn bereits 4 Stunden später werde ich wieder wach. Erst mal Kaffee kochen, Brötchen aufbacken und den Tisch decken – vielleicht werden die anderen vom Duft des Frühstücks geweckt. Klappt auch heute, und so sitzen wir gegen zehn Uhr zusammen und besprechen beim Essen den Tag. Auf unserer Insel soll das Wetter halbwegs brauchbar werden, darum verlieren wir nicht allzu viel Zeit und brechen schon bald Richtung Reine auf. Da der prognostizierte Sonne-Wolken-Mix jedoch zu 99 Prozent aus Wolken besteht, taugt das Licht zum Fotografieren nicht besonders. Die paar Bilder, die wir schießen, taugen eher als Beweismittel, daß wir hier waren denn als schöne Urlaubserinnerung. Aber wir sind nicht wählerisch.
Auf der kleinen Insel Sakrisøy, direkt an der E10, halten wir vor dem Laden “Sjømat” (Seafood). Hier bekommt man normalerweise alles rund um den Fisch. Heute ist das Angebot an frischen Waren leider ziemlich ausgedünnt: etwas Lachs und ein paar Walsteaks. Wir finden leider nichts, das uns zusagt. Aber immerhin ein paar Fotos sind drin.
Um die Mittagszeit setzen wir uns ins Auto und fahren zum Startpunkt der Wandertour zur Bucht Kvalvika. Eine der schönsten Buchten auf den Lofoten – gleichzeitig abgelegen, aber doch mit relativ wenig Anstrengung erreichbar. Wenn man die kurze Route nimmt, bringt einen schon ein etwa einstündiger Fußmarsch hierher. Belohnt wird man mit feinem gelben Sand, türkisfarbenem Wasser, diversen fotogenen Felsen in der Brandung und, wenn man sich ein wenig auf die Suche begibt, unzähligen Fotomotiven, die das angeschwemmte Strandgut bietet. Die Bucht ist zweigeteilt. Um von Nordvika nach Vestervika zu gelangen, muß man entweder direkt am Wasser an einem Seil entlang über die Klippen klettern oder weiter oben am Hang den schmalen Viehpfad finden. Wir nutzen auf dem Hinweg die untere Strecke, weil das schön alberne Fotos gibt. Da ich schon des Öfteren hier war und bei diesem Licht sicher kein neues Highlight zu meiner Kvalvika-Galerie hinzufügen kann, kümmere ich mich ums Catering und überlasse das Fotografieren Robert und Micha.
Heute gibt es Astro-Food aus dem Outdoorladen: Pasta mit Walnüssen. Nach diversen Mißgriffen mit dieser Art von Trekking-Mahlzeiten in der Vergangenheit endlich mal eins, das schmeckt. Als Nachtisch teilen wir uns eine Tafel Schokolade der Sorte “Walter’s Mandler” mit gesalzenen und karamellisierten Mandeln. Das Ganze mit tollem Meerblick. Am frühen Abend nimmt der Wind zu, es ziehen Wolken auf und lassen schon mal feinen Nieselregen ab. Zeit für uns zu gehen. Kurz nachdem wir wieder beim Auto angekommen sind, beginnt so richtig der Regen. Mir tun die jungen Leute leid, die uns eben mit Grillzeug bepackt und voller Hoffnung auf einen schönen Sonnenuntergang am Meer entgegen kamen. Aber das wird heute nix mehr. Wir fahren zurück in unsere Hütte und hauen uns eine Pizza in den Backofen. Dazu ein paar Bierchen, und mit dem Auswerten der Fotos am Laptop endet dieser erste vollständige Urlaubstag. Das war ja schon mal ein vielversprechender Anfang. Mal sehen, was die kommenden Tage so bringen…