Lofoten 2012

mit meinem alten Herrn auf Sohn-Papa-Urlaub

01 Okt 2012 Lofoten 2012

Samstag, 15. September

 

Erst einmal darf ich heute morgen Concierge bzw. Kellner spielen und die gestern neu angekommenen englischen Gäste bewirten, also Frühstück servieren. Denn unsere Herbergsmama ist immer noch nicht wieder da, und ob sie heute wie angekündigt noch kommt, weiß der Geier. Ich vermute mal: eher nicht. Vorsorglich hat sie mich schon mal zum Inkasso berechtigt, das heißt: ich darf den Gästen die Kohle abknöpfen.
Eigentlich sollte es heute regnen, aber im Südwesten unserer Insel tun sich immer größere Wolkenlücken auf, wie wir aus unserem Zimmer gut sehen können. Wir frühstücken erst einmal und entscheiden uns danach, was wir unternehmen wollen. Vielleicht so etwas wie gestern – immer dem schönen Wetter hinterher fahren und mal schauen, wohin es uns verschlägt? Keine schlechte Idee. So machen wir das.
Und kommen dabei an Ecken auf Vestvågøya vorbei, die ich sonst immer ausgelassen habe, weil sie doch etwas ab vom Schuß liegen. Wie zum Beispiel das Dörfchen Sennesvik am Storfjord mit seinen vielen bunten Häuschen. Hier wohnen vermutlich die Unangepaßten. Die, die immer gegen den Strom schwimmen, das heißt: gegen das allgegenwärtige Ochsenblut-Rot anstreichen. Ein Foto von einem blauen Bauernhaus findet sich auch in der Lofoten-Galerie. Dieses Gebäude gehört zu einer größeren Farm, deren Gebäude sämtlich in Blau gehalten sind. Ein weiterer Ort, an dem ich nur selten vorbeikomme, ist die Holzkirche in Gravdal, südlich von Leknes. Hier war ich zwar 2006 schon mal, aber konnte damals – auch wegen Nebels – dieses Bauwerk nicht richtig fotografieren. Heute gelingt das besser. Schade, daß man die nicht innen besichtigen kann. Leider schließen viele der hiesigen Attraktionen spätestens Mitte September ihre Pforten für dieses Jahr.
Und wenn wir schon mal in dieser Ecke der Insel sind, fahren wir auch die Straße bis zum Ende und stoßen auf den niedlichen Ort Ballstad, der sich damit rühmt, daß hier immer die Sonne scheint. Zumindest heute stimmt es schon mal. Wir nutzen die Gelegenheit zu einer kleinen Tour an der Steilküste entlang. Hier gibt es einen gut ausgetretenen Pfad, dem man leicht folgen kann. Aber wir kommen nur langsam voran. Und nach einer halben Stunde muß sich Papa ausruhen. Irgendwie hat er sich nämlich doch eine leichte Erkältung eingefangen und ging deswegen heute schon ein wenig geschwächt an den Start zu unserer Küstenwanderung. Auf der Karte sieht meistens alles ganz einfach aus, zumindest kreuzt man nicht viele Höhenlinien. Das heißt, es sollte kaum Steigungen geben. Aber in Wirklichkeit kann es doch ein ziemlich mühsames Gekraxel über Felsen, Bäche und Geröllfelder sein. Also setzen wir uns in die Sonne und ruhen uns ein wenig aus. Dabei können wir ja der Brandung beim Branden zusehen. Nun ja: sitzen tut eigentlich nur der Opa – ich muß schließlich versuchen, ein paar gute Fotos zu schießen und klettere darum die ganze Zeit auf den Felsen herum. An dieser Stelle lohnt es sich jedoch trotz meiner aufwändigen Bemühungen nicht so recht.
Dafür ist in Vikten, auf unserer westlichen Nachbarinsel, volles Actionprogramm. Leider gelangt an dieser Stelle meine Speicherkarte an die Grenze ihrer Kapazität, und ich muß die Fotosession abbrechen. Aber ich hätte hier noch stundenlang sitzen und den gewaltigen Wellen zusehen können. Merkwürdig: trotz des starken Seegangs ist es fast windstill. Wie das wohl gehen mag?
Nach dem fürstlichen Abendessen, das aus einer Take-Away-Pizza von „Peppes“ besteht, bricht die Sonne noch mal kurz zwischen den nun endlich aufgezogenen Wolken hervor. Da hält mich natürlich nichts drinnen, und so schnappe ich meine Kamera und kann einen süßen kleinen Regenbogen am See hinter unserem Haus „einfangen“.
Morgen ist noch einmal Sightseeing und vielleicht eine klitzkleine Flach-Wanderung am Königssee (Store Kongsvatnet) in der Nähe von Anne Gerds ehemaligem Zuhause geplant. Inzwischen hat sie endlich einen Käufer für ihr altes Domizil gefunden und ist somit wieder eine Sorge los. Wir werden morgen die Insel Gimsøya (ohne Besteigung des Berges Hoven, Oma Monika kann wieder normal atmen…) mit dem Auto umrunden, Henningsvær besichtigen, in Svolvær dem „Magic Ice“ einen Besuch abstatten – und zum Essen sind wir schließlich auch noch eingeladen. Also noch mal straffes Kulturprogramm, bevor wir Montag die Bremse anlegen. Ich muß noch die ganzen Dinge einkaufen, die ich für meine Kollegen besorgen soll, und vielleicht finde ich ja doch noch Mitbringsel für die Hühner daheim.