01 Okt 2012 Lofoten 2012
Freitag, 14. September
Für heute gibt es wegen des angekündigten Regenwetters keine großen Pläne. Wir lassen’s erst mal ruhig angehen. Ich verbringe den Großteil des Vormittags damit, alle Zimmer des Hauses aus allen möglichen Blickwinkeln zu fotografieren, damit ich die Bilder später bei Bedarf in die Homepage meiner Gastmama einbauen kann. Der Papa chillt derweil auf dem Sofa und hört die Stones. Ich glaube, daß er über diese unvorhergesehene Ruhepause ganz froh ist.
Da der vorhergesagte starke Regen nach einem kurzen Anlauf – zumindest in der ersten Tageshälfte – doch auf sich warten läßt, wollen wir noch mal los. Vielleicht finden wir eine Stelle auf unserer Insel, wo es zwar jede Menge Wolken am Himmel gibt, aber trocken bleibt.
Nach einer halben Stunde Fahrt, immer dem „Blue Hole“ hinterher, landen wir in Eggum an der Nordmeerküste. Eins der buntesten Dörfchen der Lofoten, aber um hier zu leben, muß man hart im Nehmen sein. Der Ort liegt abgeschieden und ist – gerade in der dunklen Jahreszeit – Wind und Wetter ziemlich stark ausgesetzt. Heute sieht er aber ganz freundlich aus, was uns veranlaßt, doch etwas länger hier zu bleiben und auf dem befestigten Stück Küstenweg westlich der alten Radarstation einen Spaziergang zum Bronzekopf aus der Serie „Skulpturlandskap Nordland“ zu unternehmen.
Unser Tagesziel ist das Wikingermuseum in Borg. Das Hauptgebäude ist der Nachbau eines Langhauses der Wkinger um 800-irgendwas. Der hier ansässige Häuptling ist um die Zeit mit seinem Clan nach Island ausgewandert, weil er mit dem von Süden kommenden, eroberungswütigen Norwegerkönig Harald Schönhaar (hieß wirklich so) keinen Streß wollte. Er stellte also seinen Gefolgsleuten frei, ihm zu folgen oder einem neuen Herren dienen und segelte mit seinen loyalen Mitbürgern gen Westen. Diesem Wikingerclan wird die erste ernstgmeinte Besiedlung Islands nachgesagt. So weit zum historischen Hintergrund. Das Museum wurde im Laufe der Jahre immer wieder erweitert und hat 2012 einen komplett neuen Anbau bekommen, in dem sich Räume für Sonderausstellungen und ein Kino befinden. Da wir viel Zeit mitbringen, schauen wir uns dort einen Kurzfilm über die eben genannten Wikinger an. Hier erkennt sogar das Headset unseres Audioguides die von uns in der Ausstellung eingestellte Sprache (Deutsch) und bringt eine synchronisierte Fassung zu Gehör.
Bemerkenswertestes Feature des Museums aber ist der Pfad der Liebe. Melanie kennt so etwas ähnliches von Köln, wo Paare als Symbol ihrer ewig halten sollenden Liebe kleine Vorhängeschlösser an der Rheinbrücke anbringen. Hier oben muß man sich etwas mehr Mühe geben und selbst etwas basteln. Fertige Arbeiten kann man dann an die Zweige der den Pfad säumenden Sträucher und Bäume anhängen. Sicherlich vergänglicher als die Kölner Variante, aber damit auch ein etwas realistischerer Ansatz. Allerdings gilt auch hier: Ausnahmen bestätigen die Regel (nicht wahr, Melanie?).
Das untere Foto zeigt das Haupthaus des Wikingermuseums, mit dem die Insel Vestvågøya prägenden Berg Himmeltind im Hintergrund. Leider ist er heute wolkenverhangen, was wiederum typisch für ihn sein soll. Nach dem Besuch in Borg fahren wir zum Öko-Bauernhof Ålan Gard, wo wir noch etwas Käse erstehen, der sogleich als Mittagssnack herhalten muß. Als Ausgleich für dieses karge Mahl kochen wir uns am Abend im Haus wieder ein leckeres Gericht: Steak mit Ofenkartoffeln und Möhren. Dazu ein kühles Bier – was will man mehr?
Da wir hier kein Fernsehen haben, beschäftigt sich heute jeder für sich. Opa sitzt auf der Couch, liest und hört Musik, während ich wieder Bilder sortiere und die Mails an die Familien daheim schreibe. Für morgen gibt es keinen Plan, weil das Wetter einfach zu unbeständig ist. Mal sehen, wie es nach dem Aufstehen aussieht. Noch vier mal Schlafen, dann sind wir wieder zu Hause. Obwohl es hier oben schön ist, freue ich mich doch wieder auf daheim.