Lofoten 2011

erster Papa-Sohn-Urlaub mit Johannes

15 Aug 2011 Lofoten 2011

Freitag, 5. August

Der Rückreisetag ist angebrochen – Zeit, „Auf Wiedersehen“ zu sagen also. Johannes tut sich erfahrungsgemäß schwer mit solchen Dingen, was aber angesichts der tollen Urlaubstage auch nicht anders zu erwarten war. Beim Frühstück herrscht gedrückte Stimmung, selbst Anne Gerd ist heute morgen recht einsilbig. Ich gehe schon mal das Auto packen, um meinem Sohn Gelegenheit zu geben, sich in Ruhe zu verabschieden. Als beide aus dem Haus kommen, ist Jo schon am Weinen, und selbst bei unserer Gastmama kullert eine Träne die Wange hinunter. Wir versprechen, schnellstmöglich mit der kompletten Familie wiederzukommen, was Johannes‘ Stimmung augenblicklich anhebt. Nach der ganzen Aufregung schläft er den größten Teil der Fahrt zum Flughafen Harstad/Narvik erst einmal.
Der Wetter-Vorschau-Monitor am Abfluggate in Evenes verheißt nichts Gutes mit dem Wolke-plus-3-Tropfen-Symbol für unser Zwischenziel Oslo. Dort wollen wir noch einen Tag Station machen, um uns ein wenig die Stadt anzusehen, und um Johannes‘ zweitem Wunsch zu entsprechen: einmal mit dem „Raketenzug“ zu fahren. Gemeint ist damit ist der Flytoget, also der Airport-Expreß, der den Flughafen in nur 20 Minuten Fahrzeit mit dem fünfzig Kilometer entfernten Stadtzentrum verbindet.
Bei der Landung in der norwegischen Hauptstadt ist das Wetter noch einigermaßen brauchbar. Bedeckter Himmel zwar, aber immerhin noch trocken. Wir hoffen auf das Beste und begeben uns zum Flughafenbahnhof. Hier fährt der Expreß alle 20 Minuten ab, sodaß also nie lange Wartezeiten entstehen. Groß ist die Freude, als kurze Zeit später ein schicker silberner Triebwagenzug ankommt, der uns nach kurzem Aufenthalt zum Hauptbahnhof bringen wird. Aufgrund des relativ hohen Preises von 20 € pro Person und Strecke ist die Fahrt sicher kein billiges Vergnügen, aber dafür bekommt man auch immer einen top Sitzplatz. In Lillestrøm, nach knapp der Hälfte der Strecke, ist unsere Fahrt leider wieder zu Ende. Ab hier erfolgt heute Schienenersatzverkehr aufgrund einer Tagesbaustelle an einem der Tunnel in Oslo. Diese kleine Einschränkung macht uns aber nichts aus, da wir Zeit ohne Ende haben. Lediglich die aufziehenden dunklen Regenwolken könnten später zum Problem werden. Und richtig: noch auf der Busfahrt zum Hauptbahnhof prasselt der erste Schauer auf uns herab. Glücklicherweise ist der Fußweg zum Hotel erfreulich kurz. Ich habe mich diesmal für das „Clarion Folketeatret“ entschieden – aus mehreren Gründen. Erstens konnte man direkt ruhige Zimmer in den oberen Etagen buchen, bei unserem ist zudem ein kleines Abendbuffet inklusive. Zweitens will ich mit einem kleinen Kind und einem großem Koffer nicht ewig durch Oslo schlappen. Und drittens befindet sich direkt unter unserem Hotel eine U-Bahn-Station. Weil mein Sohn recht gerne mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt, werte ich dieses Feature als besonderen Pluspunkt.
Nachdem wir die Koffer ins Zimmer gebracht haben, laufen wir noch einmal zurück zum Hauptbahnhof, weil Johannes ein wenig Züge gucken will. Als nach einer halben Stunde keine neuen Fahrzeugtypen mehr ein- oder ausfahren, reicht es uns. Beim Verlassen des Hauptportals und nach einem flüchtigen Blick in Richtung Hafen fällt mir auf, daß man über die Dächer der Häuser hinweg die Decksaufbauten und Schornsteine eines Kreuzfahrtschiffes erkennen kann. Das scheint ja ein Riesenpott zu sein. Schnell mal gegoogelt… – oh ja! In der Tat. Nicht irgendein großer Dampfer, sondern das amtierende größte Passagierschiff der Welt, die „Oasis of the Seas“ liegt hier vor Anker. Und das Beste: nicht mehr lange. In einer halben Stunde wird sie ablegen. Das wäre doch ein Schauspiel, das wir uns nicht entgehen lassen dürfen! Allerdings ist Johannes‘ Motivation, ohne Abendessen noch mal knapp zwei Kilometer zum Kai zu laufen, eher gering. Er braucht erst einmal Nahrung. Schade, aber ihm soll ja die Reise gefallen. Also zurück zum Hotel, um mal einen Blick auf das Abendbuffet zu werfen.
Na, das war aber nix. Etwas trocken Brot, zwei Tabletts Lyoner und eins mit Kunstkäse drauf, eine Warmhalteschale mit Reis und zwei mit undefinierbaren Saucen. Dazu ein paar mixed Pickles. Da verzichten wir lieber und suchen uns im Stadtzentrum etwas zu essen. Außerdem hat ja mein Sohn noch sein ganzes Urlaubsgeld bei sich und befürchtet, daß er das unter Umständen komplett mit nach Hause nehmen muß. Geht ja gar nicht! Also Jacken wieder an und ab Richtung Downtown Oslo. Angesichts der zahlreichen Souvenirläden ist auch auf einmal der Hunger wie weggeblasen. Wir arbeiten uns langsam in Richtung Pipervika, der zentalen Fähranlegestelle im Herzen von Oslo voran. Viele Läden, wenig Brauchbares. Alles wie gehabt. Da kündigt ein bis ins Stadtzentrum vernehmbares Schiffshorn das Auslaufen der „Oasis of the Seas“ an. Als wir einige Minuten später die Einkaufs- und Amüsiermeile Aker Brygge erreichen, schiebt sich von links eine schwimmende Stadt ins Bild. Treffender kann man das Kreuzfahrtschiff kaum charakterisieren. Johannes ist elektrisiert – so riesig hatte er sich das niemals vorgestellt. Während wir möglichst weit nach vorne zum Wasser laufen, um das Ungetüm besser sehen zu können, ärgert sich mein Sohn bereits, daß er eben zu faul war, zum Kai zu laufen, um die Abfahrt aus nächster Nähe zu erleben. Obendrein habe ich meine Kamera im Hotel gelassen, weil wir ja nur etwas essen gehen wollten, also müssen wir die Szene im Gedächtnis speichern. Plötzlich ein Blitz, ein Donnerschlag – und schon setzt auch der angekündigte Regen ein. Wir laufen so schnell wie möglich zurück Richtung Hotel. Jetzt haben wir leider keine Zeit mehr, ewig lange die Speisekarten der Restaurants enroute zu studieren. Der Hunger kehrt wieder, und so fragt Johannes also, ob wir unterwegs nicht etwas bei McDonald’s holen können, um das später in unserem gemütlichen Zimmer zu verspeisen. Den Gefallen tue ich ihm gerne. Für mich nehme ich auf dem Weg dorthin noch irgendwo in Hotelnähe etwas Sushi mit. Der Tag endet im Dauerregen…