Lofoten 2011

erster Papa-Sohn-Urlaub mit Johannes

15 Aug 2011 Lofoten 2011

Ich freue mich riesig. Etwas, was ich mit meinem Vater in 38 Jahren nie geschafft habe, werde ich jetzt mit Johannes schon nach 6 Jahren tun: einen Papa-Sohn-Urlaub. Coole Jungs-Dinge machen, keine Mädels dabei, die nicht mehr laufen können oder wollen, und viel Zeit für die Pflege unseres Verhältnisses.

Donnerstag 28. Juli

Der Abschied in Frankfurt am Check-In fällt erwartungsgemäß schwer. Gerade Johannes scheint gerade ein wenig daran zu zweifeln, ob es eine gute Idee war, mit mir alleine auf Reisen so weit weg von zu Hause zu gehen. Paula weint kurz, und auch Melanie hat einen Augenblick lang feuchte Augen, als wir hinter der Glastür Richtung Flugsteig verschwinden. Immerhin läßt sich Jo recht schnell aus seiner gedrückten Abschiedsstimmung reißen und ablenken, als wir die große Glasfront mit Blick aufs Vorfeld des Flughafens erreichen, wo um diese Uhrzeit reger Betrieb herrscht. Am japanischen Restaurant „Mosch-Mosch“ nehmen wir schnell noch einen Imbiß zu uns, während wir auf das Boarding warten. Dieses beginnt fast eine dreiviertel Stunde später als geplant, da der Flieger bereits mit ordentlichem Delay ankam und dann auch noch erst mal gründlich gereinigt werden mußte. Die Purserette sorgt für große Heiterkeit unter den deutschsprachigen Passagieren, als sie während der obligatorischen Sicherheitseinweisung vor dem Abflug den herzerfrischenden Satz: „Bei Druckverlust fallen automatisch Sauerstoff-Flaschen aus der Kabinendecke“ von sich gibt und dann für den Rest der Ansage gegen einen Lachanfall ankämpfen muß.
In Oslo heißt es wieder mal: hetzen, denn unser Anschlußflug nach Evenes geht schon in knapp einer Stunde. Immerhin schaffen wir noch, einen Snack für unterwegs zu besorgen, den wir dann in aller Ruhe im Flieger essen können. Heute hat Norwegian mal wieder richtig tief in die Schrottkiste gegriffen und wirklich eine der ältesten noch flugfähigen Boeing 737-300 herausgekramt. Wahrscheinlich haben sie die besonders billig irgendwo abgestaubt. Der Flug vergeht aber sehr schnell, und wir haben dank des schönen Wetters tolle Aussichten enroute. In Evenes wird umgestiegen auf Mietwagen (nagelneuer Golf V mit top Ausstattung) und dann direkt nach Narvik weiter gefahren. Die Strecke dorthin ist landschaftlich sehr reizvoll – kaum zu glauben, daß ich 2009 schon mal hier war, denn damals war alles verregnet und vernebelt, da konnte man von der schönen Umgebung nix sehen.
Wie schon zwei Jahre zuvor schlafen wir wieder im Norumgaarden B&B, der ehemaligen deutschen Offiziersmesse. Heute bekommen wir den „Cato-Room“, der mir noch besser gefällt als die Dachwohnung des Zimmermädchens vom letzten Aufenthalt. Da wir morgen recht zeitig aufbrechen müssen, um die gebuchte Fähre von Skutvik nach Svolvær zu erwischen, wird das Frühstück im „Kristallsaal“ wohl leider ausfallen müssen. Der Hausherr verspricht uns als Ausgleich, Sandwiches, Getränke und etwas frisches Obst als Proviant für den nächsten Morgen im Kühlschrank zu plazieren.
Mittlerweile ist es früher Abend, als wir zu einem kleinen Erkundungsspaziergang durch Narvik aufbrechen. Auch bei sonnigem Wetter wie heute komme ich nicht umhin, zu sagen, daß mir die Stadt immer wie Bitterfeld auf 68° Nord vorkommt. Schön ist anders. Aber macht nix – unser Ziel, „Pepe‘s Pizza“ liegt nur wenige Gehminuten von unserer Unterkunft entfernt. Das Essen ist dürftig. Ich habe mit meiner Pizza voll ins Klo gegriffen, und den Hamburger mit Pommes, den sich Johannes bestellt hat, würde ich zu Hause in Deutschland wieder zurückgehen lassen. Umgerechnet 40 Euro für alles, au Backe! Wir machen uns nach dem Essen noch mal auf zu einem kleinen Stadtrundgang. Das Endziel ist die Talstation der örtlichen Seilbahn. Johannes hatte sich im Vorfeld bei der Urlaubsplanung unbedingt diesen Programmpunkt gewünscht. Übrigens der einzige Grund für den Umweg über Narvik bei der diesjährigen Anreise.
Die Kabinen der Bahn halten nie wirklich an, man muß also quasi bei Schrittgeschwindigkeit reinspringen, und schon geht‘s los. Die Fahrt endet nach etwa 5 Minuten auf knapp 400m Höhe, wo an der Bergstation eine äußerst hübsche Perle als Türöffnerin arbeitet. Nicht nur sie bietet eine prima Aussicht mit ihrem knappen rosa Top und den engsitzenden Jeans, sondern auch die Umgebung von Narvik samt wolkenlosem Himmel und tiefstehender Sonne. Wir knipsen ein paar Fotos fürs Urlaubsalbum an der Aussichtsplattform, bevor Johannes ein paar Schneefelder weiter oben entdeckt, wo wir natürlich unbedingt hin müssen. Er kann‘s kaum fassen, Schneeballschlacht bei frühlingshaften Temperaturen und dann noch eine Rutschpartie auf dem Hosenboden über den verharschten Schnee. Gegen 21:30 fahren wir wieder hinunter ins Tal, wobei uns auffällt, daß um diese Zeit noch richtig viele Leute in die entgegengesetzte Richtung unterwegs sind. Offenbar trifft man sich spät abends auf dem Narvikfjell, um die Mitternachtssonne zu genießen.