Lofoten 2010

Auf Promotiontour mit Melanie

14 Jul 2010 Lofoten 2010

Freitag, 4. Juni

 

Wer meine bisherigen Reiseberichte aufmerksam gelesen hat, fragt sich vielleicht, an welcher Stelle dieses Jahr die obligate Große Inselrundfahrt eingebaut wurde, der sich kein Mitreisender entziehen kann. Jetzt geht‘s los.
Etappenziel ist wie immer der Ort Å ganz im Südwesten der Insel Moskenesøya, weil die Straße dort endet und sich dieses Dörfchen somit als Endpunkt geradezu aufdrängt. Da Melanie keine riesige Lust auf eine größere Wanderung unterwegs hat, können wir auf dem Hinweg sogar noch einige Zwischenstops mehr als üblich einfügen. Also biegen wir auf Vestvågøya von der Hauptstraße ab und besuchen die wirklich traumhaften Strände in Haukland und Uttakleiv. Am letzteren finde ich sogar noch eine neue Attraktion, die gleich auf meiner Karte vermerkt wird. Wenn man den Weg an der Küste Richtung Haukland zurück geht, kommt man nach ca. 300m an einer weißen Bank vor einem Felsen vorbei. Unbedingt ausprobieren! Der Sitzkomfort ist zwar nur durchschnittlich, aber die Aussicht ist spitze – und erst der Sound!!! Meeresrauschen in Surround, und zwar volle Lotte von allen Seiten, durch die Reflexionen am Felsen auch von hinten. Melanie ist von der Chillout-Lounge begeistert und bleibt eine ganze Weile sitzen, was mir die Zeit gibt, den Weg noch etwas weiter zu gehen und nachzuschauen, ob hinter einer der nächsten Biegungen nicht noch ein bisher übersehenes Fotomotiv seiner Entdeckung harrt. Es harrt aber keins, und wir kehren zurück zum Strand nach Uttakleiv. Der auch bei Regen phantastisch „lofotig“ aussieht…
Ebenfalls angetan ist meine Liebste vom Strand in Myrland, schon eine Insel weiter südlich, auf Flakstadøya. Ein HDR-Foto dieses Ortes bei Mitternachtssonne hatte ich Melanie als Appetizer immer mal wieder gezeigt, und ein weiteres hängt als großes Poster hinter Glas bei uns zu Hause im Bad. Leider geraten wir genau an diesem schönen Ort in Streit. Worüber, wissen wir bei der späteren Versöhnung in Flakstad selber nicht mehr ganz genau – so daß meine Frau sicher nur eine medium-gute Erinnerung an Myrland mit nach Hause nehmen wird. Mist! Ein paar Autominuten weiter, in Vikten, herrscht immer noch Gewitterstimmung zwischen uns, und so geht dann Mel alleine ins Glasbläsermuseum, während ich im Wagen vor mich hin schmolle. Auf dem weiteren Weg nach Flakstad bringt uns dann die überraschende Sichtung zweier Robben zumindest erst mal wieder in einen Dialog, und kurze Zeit später – nach einem klärenden Gespräch – sind wir alle wieder lieb miteinander.
Wir haken Nusfjord und den See Storvatnet ab, dessen beeindruckend hohe Felswand heute leider hinter tiefhängenden Wolken verborgen bleibt. Am Strand von Ramberg gehen wir auf Muschelsuche, weil sich Melanie ein paar als Deko mit nach Hause nehmen möchte. Aber hier gibt es keine. Also weiter. Wir kommen bis Å, wo es nach kurzer Zeit richtig heftig zu regnen anfängt. Nun ist der Endpunkt erreicht, wir haben mittlerweile kurz nach 17 Uhr, und da sollte doch in Reine, nur ein paar Kilometer weiter nördlich, die “Gammelbua” auf haben. Auf dem Weg dorthin wundere ich mich noch, daß ich in den Tunneln so merkwürdig wenig sehen kann – sollte unser Licht am Auto etwa kaputt sein? Unseres nicht, aber die Tunnelbeleuchtung funktioniert nicht, weil, wie wir in der Gammelbua erfahren, der Strom ausgefallen ist, und zwar überall auf den Lofoten. Die Hauptversorgungsleitung zum Festland ist durch Sturm und Hagel beschädigt, und niemand weiß wie lange die Reparatur dauern wird. Zumal ja als Erstes die schadhafte Stelle gefunden werden muß, und bei dem derzeitigen Mistwetter steigt bestimmt nicht mal eben der Hubschrauber auf und fliegt nachsehen. Unglücklicherweise funktionieren keinerlei elektrische Geräte mehr, auch der Kühlschrank in der Küche der Gammelbua nicht. Und den macht der Chef nicht auf, weil er nicht weiß, wann der Strom wieder kommt. Nicht daß noch die ganzen Lebensmittel verderben. Leuchtet ein, aber tut weh. Nicht nur, weil wir inzwischen richtig Hunger haben, sondern auch, weil mir klar wird, daß Melanie meine ganze Schwärmerei für die tollen Speisen in diesem Restaurant wie hohle Phrasen vorkommen muß. Wir beschließen, eine Stunde zu warten, und, falls bis dahin keine Elektronen durch die Leitungen fließen, wieder nach Svolvær zu fahren. Nach der vereinbarten Zeit müssen wir leider unverrichteter Dinge aufbrechen. Nur zwei Cola und etwas Brot mit verschiedenen Aufstrichen konnte man uns gegen den größten Hunger geben. Kurz bevor wir losfahren, geht noch mal ein richtig fieser Regen-Graupel-Schnee-Hagel-Schauer durch, bei dem man nicht mal mehr die nächste Hütte erkennen kann.
Zurück in Svolvær ist das Problem mit dem Strom zwar immer noch nicht behoben, aber hier gibt es einige Stellen, die von einem lokalen Generator gespeist werden, und dazu gehört zum Glück auch eine Imbißbude am Hafen, wo wir endlich unseren Kalorienbedarf für heute decken können. Was das heutige Debakel mit meinem Lieblingsrestaurant bedeutet? Frei nach Wilhelm Busch: “Also lautet ein Beschluß, daß man noch mal kommen muß!”