Lofoten 2009

Weiter nach Norden

30 Jun 2009 Lofoten 2009

Freitag, 5.Juni

 

Im Prinzip könnte ich dieses Jahr den ersten Abschnitt der Reise von 2008 einfach per Copy-Paste-Befehl einfügen. Lediglich die Liste der Codeshare-Flugnummern unseres Oslo-Legs ist länger geworden und umfaßt nun Air Canada, US-Air, United, SAS und schließlich Lufthansa, die uns freundlicherweise den Flieger zur Verfügung stellt. Noch etwas fällt mir kurz vor der Zwischenlandung auf: Die Erbauer des Flughafens Gardermoen müssen sich bei der Planung vorgenommen haben, den Passagieren ein ganz besonderes Erlebnis zu bieten, denn nur so ist es zu erklären, daß man den Osloer Airport an die zugigste Stelle Norwegens gebaut hat, quasi mitten in einen Windkanal. Vielleicht gelingt irgendwann mal einem Piloten eine unverwackelte Landung. Ansonsten macht der Flughafen einen sehr ansprechenden optischen Eindruck. Was sowohl für das Interieur als auch für die vielen (weiblichen) Komparsen gilt. Was aber besonders auffällt, ist die überaus angenehme Stille im Transitbereich. Gerade am Ende des Terminals befindet man sich in einer großen Ruhezone, ohne daß es dafür eines besonderen Hinweises oder Schildes bedürfte. Es ist, als würden einfach alle Leute, die in diesen Bereich kommen, ein unausgesprochenes Abkommen einhalten, das sie dazu verpflichtet, Lärm zu vermeiden. Kein Handyklingeln, kein Kindergeschrei, Gespräche finden praktisch nur im Flüsterton statt – eine Entspannung ohnegleichen und eine Wohltat für die Ohren des gestreßten Reisenden. An verschiedenen Stellen in dem langgestreckten Terminal stehen darüber hinaus Dinger herum, die ich mangels Fachwissen mal als „Sound-Dusche“ bezeichnen würde. Man stellt sich darunter und wird von oben mit Wasserplätschern, Vogelzwitschern und ähnlich chilligen Klängen berieselt. Der coole Nebeneffekt ist dabei, daß hier praktisch alle Umgebungsgeräusche des Flughafens ausgeblendet werden. Was es nicht alles gibt!
Der Wetterbericht sieht für die nächsten Tage sehr gut aus. Viel Sonne, wenn auch nicht sehr warm. Tagestemperatur um die 8°C, da sucht Anne Gerds Wikingerkumpel Jan Erik sicher schon mal die Badeshorts aus dem Schrank heraus.
Landung in Evenes: Einer dieser typischen zivil und militärisch genutzten Flughäfen. Kleines Terminal, sehr übersichtlich. Positive Nachrichten von der Autovermietungsfront: endlich mal ist mal ein Volkswagen drin, wo im Internet mit „VW Golf o.ä.“ geworben wird. Sonst bekommt man ja innerhalb der gebuchten Fahrzeugklasse fast immer genau den Typ Auto, bei dem man vorher hoffte: „Lieber Gott, laß es bitte bloß keinen … sein!“ Diesmal ist es aber ein ordentlicher Golf V 1.9 TDi mit kompletter Ausstattung. Nebenan mühen sich drei deutsche Urlauber damit ab, sich selbst plus schätzungsweise zwei Tonnen Angelausrüstung in einem Skoda Fabia zu verstauen. Würde mich nicht wundern, wenn die bei unserem Rückflug immer noch da stehen. Niemals paßt deren ganzer Kram in dieses Auto.
Auf dem Weg zu den Lofoten kommt man einigermaßen dicht an Narvik vorbei, das ich ja für meine Oma fotografieren wollte. Also halten wir gleich am erstbesten Fjord an, dessen gegenüberliegendes Ufer die Umgebung von Narvik verdammt gut vortäuscht, und schießen schon mal ein paar Bilder. Bei einem späteren Blick in die Karte stelle ich dann doch leider fest, daß es sich um den eher weniger bekannten Ort Sandtorg handelt. Macht aber nix – trotzdem schöne Gegend. Auf der erst 2008 eingeweihten Schnellstraße Lofast kommen wir gut Richtung Svolvær voran. Wenn man also möglichst fix und unkompliziert auf die Lofoten will, scheint mir dieser Weg der ideale zu sein. Die Landschaft ist recht abwechslungsreich, und das Wetter wird immer besser. Beim Bed & Breakfast angekommen, ist niemand da. Anne Gerd macht derzeit noch Urlaub in Thailand, und einen Stellvertreter hat sie dieses Jahr nicht. Was tut also der erfahrene Norwegen-Urlauber zuerst? Unter der Fußmatte oder im Briefkasten nachschauen, und richtig: dort liegt auch der Schlüssel zum Haus. Drinnen finden wir eine Notiz mit zwei Telefonnummern für Notfälle: Aaron und Diana – wer auch immer das sein mag. Mehr Informationen brauchen wir derzeit erst mal nicht.
Abendessen gehen wir heute im Anker Brygge Pub, der direkt neben dem gleichnamigen Restaurant liegt. Erinnerungen an die völlig überteuerten Fertiggerichte 2008 werden wach. In diesem Teil des Hauses ist Selbstbedienung: Wir bestellen zwei Bier und eine gemischte Fingerfood-Platte. Auch wieder Convenience Food, da hat sich der Koch nicht wirklich ins Zeug gelegt, aber es geht so. Im Hafen legt gerade das Hurtigruten-Schiff „Kong Harald“ an, und ich fühle mich schon wieder wie zu Hause. Da es im Juni auch um 22 Uhr noch lange nicht dunkel wird, fahren wir auf eine erste Foto-Tour an die Südküste unserer Insel. Eine Testreihe Langzeitbelichtungen wird geknipst, ordentlicher Wellengang inklusive. Auf der gegenüberliegenden Seite leuchtet die Kirche von Gimsøya im Abendrot. Also fahren wir noch einmal kurz dorthin und machen ein paar Aufnahmen aus der Nähe, was nicht so ganz einfach ist, da das Gebäude zu Renovierungszwecken auf einer Seite eingerüstet ist. Am Abend noch schnell ein Schlummifix getrunken, und dann ab ins Bett.