30 Jun 2006 Lofoten 2006
Montag, 19. Juni
Der Tag beginnt mit „Aua am Auge“.
Da dies sehr bald richtig unangenehm wird, fahren wir nach dem Frühstück zum Doktor nach Leknes. Hier unten im Süden ist sowieso Waschküche, und wir wollen unsere Reise nach dem Arztbesuch Richtung Norden fortsetzen. Der Doc findet keinen Fremdkörper im Auge, verschreibt mir aber eine Salbe, die ich mehrmals am Tag rein schmieren soll. Weiter geht‘s, denn auch in Leknes regnet es mittlerweile. Bis Svolvær fahren wir noch, dann haben wir genug vom schlechten Wetter. Wir statten der Touristen-information einen Besuch ab, schauen im Internetcafé vorbei und fahren zurück nach Süden. Immerhin ein Highlight bietet Svolvær: ein leckeres norwegisches Babe kommt uns entgegen, hat aber wegen des Regens auch entsprechend miese Laune.
Unterwegs legen wir einen Zwischenstop in Henningsvær ein. Einige Leute nennen es auch das „Venedig der Lofoten“, aber die waren entweder noch nie in Venedig oder müssen dringend mal zum Augenarzt. Es gibt fast nichts, was diese Orte gemeinsam haben – bis auf den Umstand, daß beide schon deutlich bessere Zeiten gesehen haben. Wir essen Fisch im Restaurant „Fiskekrogen“ direkt am Hafen. Gourmetküche. Hier kommt sogar der König ab und an zum Essen. Kleine Portion, großer Preis. Aber es schmeckt, und wir werden satt.
Flakstadøya ist wieder mal eine Bank, was das Wetter angeht. Wind und Sonne erwarten uns. Wir schießen einige Panoramaaufnahmen an den bekannten Spots. Sogar ein paar neue Locations finden wir und kehren mit guter Ausbeute zur Hütte zurück. Der Vermieter klopft nach dem Abendmahl an und teilt mir mit, daß der Linienbus um 21:15 Uhr mein Stativ dabei haben wird, ich möge es doch bitte an der Haltestelle in Empfang nehmen. Mit dem Stativ im Gepäck mache ich mich allein noch mal auf nach Reine, um den Ort im Abendlicht zu fotografieren. Anschließend versuche ich mein Glück auf Flakstadøya, um vielleicht die Sonne im Meer versinken zu sehen.
Dienstag, 20. Juni
Meinem Auge geht es wieder besser, und ich habe Lust auf neue Unternehmungen. Der Plan sieht vor, zum Wikingermuseum nach Borg zu fahren. Da auf unserer nördlichen Nachbarinsel das Wetter ausgezeichnet ist, biegen wir zum Bergsee Storvatnet ab und werden belohnt. Das Licht steht richtig, und die paar Wolken unterhalb des Gipfels der 900m hohen Felswand stören nicht weiter.
Nächster Stop ist Nusfjord, das älteste Fischerdorf der Lofoten, heute jedoch ganz auf Tourismus eingestellt. Wir beschließen, den Sonnenschein zu nutzen und der Insel Vestvågøya noch einmal eine Chance zu geben. Zum Abendessen kaufen wir Seeteufel und Seelachs. Beides wird fangfrisch in dem kleinen Laden „Sjømat“ auf Sakrisøy angeboten, zu einem Viertel dessen, was man zu Hause dafür hinblättern müßte. Frisch gestärkt fahre ich nach Reine, wo ein leichter Wind geht, der die Wolken vertreibt. Sogar die Sonne zeigt sich immer wieder mal. Obendrein kann man von hier aus heute abend bis zum Festland sehen. Also noch schnell einen Abstecher nach Å, von wo aus ich noch die Inseln Værøy und Røst im letzten Schein der Abendsonne aufs Foto bannen kann. Bei all dem Fotografieren unterwegs haben wir das eigentliche Tagesziel, das Wikingermuseum in Borg, doch glatt ausgelassen. Aber das läuft uns nicht weg…
Mittwoch, 21. Juni
Heute bleibt das Auto mal stehen. Wir steigen um aufs Ruderboot, das der Chef freundlicherweise mit einem 10-PS-Motor ausgerüstet hat (für den man daheim in Deutschland schon einen Sportbootführerschein bräuchte). Nicht so eine schwächliche 3-PS-Gurke wie vor zwei Jahren am Hardangerfjord. Mit dem hier geht richtig was. In zwanzig Minuten sind wir einmal über den Reinefjord gedüst. Ich setze Dirk in Vindstad am Anleger ab und drehe eine Runde allein. Auf dem Rückweg darf er Käpt‘n sein. Wir erkunden Reine vom Wasser aus, finden aber nicht allzu viel Neues, außer das „Bollehaugen Sjøhus“, unser zweiter Favorit bei den Häusern. Erst kürzlich renoviert, winterfest und mit spektakulärer Aussicht auf den Reinefjord weiß diese Hütte zu punkten. Und das muß sie auch, denn bei einem Preis von 125 Euro pro Nacht ist dies nicht gerade eine billige Bleibe.
Am Nachmittag steht die Besteigung des Reinebriggen (450m) an. Leider muß ich bei etwa 300 Höhenmetern den Aufstieg abbrechen, da mir wegen der Distanz, vor allem der nach unten, ganz schön mulmig ist. Der Anstieg ist so steil, daß unser Startpunkt jetzt mehr oder weniger direkt unter uns liegt. Wenn man am Hang hinab sieht, erkennt man vielleicht noch 10 Meter Weg, dann kommt eine Kante, danach ewig lange nichts und erst ganz, ganz, ganz weit unten die Straße. Wer nicht wie ich unter Höhenangst leidet, sollte die Tour gehen, da man nirgendwo sonst auf den Lofoten, bei relativ kurzem Aufstieg, ein derartig atemberaubendes Panorama geboten bekommt.