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Ballstad, Blick zum Middagstinden

Samstag, 15. September

Erst einmal darf ich heute morgen Concierge bzw. Kellner spielen und die gestern neu angekommenen englischen Gäste bewirten, also Frühstück servieren. Denn unsere Herbergsmama ist immer noch nicht wieder da, und ob sie heute wie angekündigt noch kommt, weiß der Geier. Ich vermute mal: eher nicht. Vorsorglich hat sie mich schon mal zum Inkasso berechtigt, das heißt: ich darf den Gästen die Kohle abknöpfen.
Eigentlich sollte es heute regnen, aber im Südwesten unserer Insel tun sich immer größere Wolkenlücken auf, wie wir aus unserem Zimmer gut sehen können. Wir frühstücken erst einmal und entscheiden uns danach, was wir unternehmen wollen. Vielleicht so etwas wie gestern – immer dem schönen Wetter hinterher fahren und mal schauen, wohin es uns verschlägt? Keine schlechte Idee. So machen wir das.
Und kommen dabei an Ecken auf Vestvågøya vorbei, die ich sonst immer ausgelassen habe, weil sie doch etwas ab vom Schuß liegen. Wie zum Beispiel das Dörfchen Sennesvik am Storfjord mit seinen vielen bunten Häuschen. Hier wohnen vermutlich die Unangepaßten. Die, die immer gegen den Strom schwimmen, das heißt: gegen das allgegenwärtige Ochsenblut-Rot anstreichen. Ein Foto von einem blauen Bauernhaus findet sich auch in der Lofoten-Galerie. Dieses Gebäude gehört zu einer größeren Farm, deren Gebäude sämtlich in Blau gehalten sind. Ein weiterer Ort, an dem ich nur selten vorbeikomme, ist die Holzkirche in Gravdal, südlich von Leknes. Hier war ich zwar 2006 schon mal, aber konnte damals – auch wegen Nebels – dieses Bauwerk nicht richtig fotografieren. Heute gelingt das besser. Schade, daß man die nicht innen besichtigen kann. Leider schließen viele der hiesigen Attraktionen spätestens Mitte September ihre Pforten für dieses Jahr.
Und wenn wir schon mal in dieser Ecke der Insel sind, fahren wir auch die Straße bis zum Ende und stoßen auf den niedlichen Ort Ballstad, der sich damit rühmt, daß hier immer die Sonne scheint. Zumindest heute stimmt es schon mal. Wir nutzen die Gelegenheit zu einer kleinen Tour an der Steilküste entlang. Hier gibt es einen gut ausgetretenen Pfad, dem man leicht folgen kann. Aber wir kommen nur langsam voran. Und nach einer halben Stunde muß sich Papa ausruhen. Irgendwie hat er sich nämlich doch eine leichte Erkältung eingefangen und ging deswegen heute schon ein wenig geschwächt an den Start zu unserer Küstenwanderung. Auf der Karte sieht meistens alles ganz einfach aus, zumindest kreuzt man nicht viele Höhenlinien. Das heißt, es sollte kaum Steigungen geben. Aber in Wirklichkeit kann es doch ein ziemlich mühsames Gekraxel über Felsen, Bäche und Geröllfelder sein. Also setzen wir uns in die Sonne und ruhen uns ein wenig aus. Dabei können wir ja der Brandung beim Branden zusehen. Nun ja: sitzen tut eigentlich nur der Opa – ich muß schließlich versuchen, ein paar gute Fotos zu schießen und klettere darum die ganze Zeit auf den Felsen herum. An dieser Stelle lohnt es sich jedoch trotz meiner aufwändigen Bemühungen nicht so recht.
Dafür ist in Vikten, auf unserer westlichen Nachbarinsel, volles Actionprogramm. Leider gelangt an dieser Stelle meine Speicherkarte an die Grenze ihrer Kapazität, und ich muß die Fotosession abbrechen. Aber ich hätte hier noch stundenlang sitzen und den gewaltigen Wellen zusehen können. Merkwürdig: trotz des starken Seegangs ist es fast windstill. Wie das wohl gehen mag?
Nach dem fürstlichen Abendessen, das aus einer Take-Away-Pizza von „Peppes“ besteht, bricht die Sonne noch mal kurz zwischen den nun endlich aufgezogenen Wolken hervor. Da hält mich natürlich nichts drinnen, und so schnappe ich meine Kamera und kann einen süßen kleinen Regenbogen am See hinter unserem Haus „einfangen“.
Morgen ist noch einmal Sightseeing und vielleicht eine klitzkleine Flach-Wanderung am Königssee (Store Kongsvatnet) in der Nähe von Anne Gerds ehemaligem Zuhause geplant. Inzwischen hat sie endlich einen Käufer für ihr altes Domizil gefunden und ist somit wieder eine Sorge los. Wir werden morgen die Insel Gimsøya (ohne Besteigung des Berges Hoven, Oma Monika kann wieder normal atmen…) mit dem Auto umrunden, Henningsvær besichtigen, in Svolvær dem „Magic Ice“ einen Besuch abstatten – und zum Essen sind wir schließlich auch noch eingeladen. Also noch mal straffes Kulturprogramm, bevor wir Montag die Bremse anlegen. Ich muß noch die ganzen Dinge einkaufen, die ich für meine Kollegen besorgen soll, und vielleicht finde ich ja doch noch Mitbringsel für die Hühner daheim.

Schiffsverkehr vor Stamsund

 

Sonntag, 16. September

Mich weckt wieder mal ein Sonnenaufgang. Noch vor dem Frühstück gehe mitsamt Kamera raus und fotografiere im hinteren Garten und am Seeufer. Anne Gerd hat hier einen schönen natürlichen „Steg“ aus Steinen. Fast eine Art Mole. An dieser Stelle werden die Kajaks oder das Ruderboot ins Wasser gesetzt, und dann könnte man eine Runde auf dem See paddeln. Naja, das ist eher was für den Sommer…
Auf unserer Rundreise fehlen uns noch die Inseln Gimsøya und Austvågøya. Auf der kleinsten Lofoteninsel beginnen wir. Mit dem Auto ist man normalerweise in einer halben Stunde einmal rundherum gefahren. Heute lassen wir uns viel Zeit und halten immer mal wieder zum Gucken an. Im abgelegenen Fischerdorf Hovsund stellen wir das Auto erst einmal ab. Hier kann man auf einer schönen, etwa einen Kilometer langen, natürlichen Mole bis zu einem fotogenen Mini-Leuchtturm spazieren. Der Hafen, den die Mole schützt, liegt unterhalb des Berges Hoven (Melanie kennt den Weg), was an sich eine schöne Wanderung mit tollem Ausblick am Ende wäre, aber heute hätte es uns dort vom Gipfel geweht.
Wir müssen uns beim Knipsen unseres Selfies etwas beeilen, weil wir über Vestvågøya bereits eine große dunkle Regenwand mit hoher Geschwindigkeit ankommen sehen können. Aber wir schaffen es noch trocken bis zum Auto und kehren zum Aufwärmen im Clubhaus des Golfplatzes auf eine heiße Tasse Tee ein. Mit dem Personal des Cafés halten wir einen Plausch, um ein paar Neuigkeiten zur Zukunft des Tourismus auf den Lofoten erfahren. Das „Prora-Projekt“ auf Gimsøya (völlig überdimensioniertes Hotel, das das Bild der Landschaft total verschandelt hätte) ist mittlerweile eingestellt worden. Nicht aber die Idee eines „Lofoten-International“-Flughafens auf eben dieser Insel. Möchte wissen, wer den zuständigen Leuten diesen Floh ins Ohr gesetzt hat. Für die nächsten 2-3 Jahre führt die norwegische Flugsicherung in der Umgebung des heutigen Golfplatzes Windtests durch, um herauszufinden, ob man hier überhaupt ganzjährig starten und landen kann. Auf die Ergebnisse bin ich ja mal sehr gespannt.
A propos Wind. Auf unserem Weg weiter nach Norden müssen wir an der Außenseite der Inseln entlang fahren, wo ziemlich heftiger Wellengang herrscht. Der Felsen in der Mitte des rechten Fotos ist etwa 4 Meter hoch, da könnt Ihr Euch vielleicht ausmalen, wie groß die Wellen sein mögen, die an diesem Nachmittag hier anrollen. Aber das erinnert mich sehr an unseren ersten Irland-Urlaub, wo ich mit Melanie in Doolin an der Westküste saß und einfach der Brandung zusehen konnte. Einfach so, ohne fotografieren.
Unser zweites Etappenziel ist Henningsvær. Wir befinden uns eindeutig in der Nebensaison, selbst die größten Touri-Geschäfte haben hier schon geschlossen. Die einzigen offenen Läden sind heute das Brygge-Hotel (Fisch-Soljanka, 20EUR – zur Erinnerung) und das Lysstoperi-Café, wo man aber nur Kuchen und nichts Herzhaftes bekommt. Ansonsten total tote Hose. Nicht mal zum Fotografieren taugt der Ort dieses Mal, weil während unseres Aufenthaltes gerade wieder ein ordentlicher Regenschauer durchzieht. Das dürfte dann heute bereits der fünfte gewesen sein. Es ist eben schon Herbst, und das merkt man.
Der schönste Teil der Inselrundfahrt (und schon immer einer meiner Lieblingsorte) ist der touristisch kaum erschlossene Norden der Insel Austvågøya. Die bereits dort gewesenen Hühner kennen diesen Holzpavillon an der Küste wahrscheinlich noch. Heute trägt die Landschaft ein Herbstkleid, alles ist in Braun-orange-Tönen gehalten, und natürlich schauen auch immer mal wieder ein paar Wolken auf einen Regenschauer vorbei. Da die Ringstraße noch nicht komplett asphaltiert ist (Johannes erinnert sich vielleicht noch an die extreme Schlagloch-strecke [„Aua Aua! Der arme Golf!“]), drehen wir an dieser Stelle um und fahren weiter bzw. zurück nach Svolvær zum Essen.
P.S. Die bezaubernde Ranveig war übrigens nicht da. Schade…

Pavillon in Grunnfør

 

Montag, 17. September

Dies ist der letzte Eintrag. An dieser Stelle belasse ich den Text weitgehend im Original.
Während mein Notebook gerade ein Backup aller 1500 Fotos dieses Urlaubs auf eine externe kleine Festplatte kopiert, schreibe ich die letzte Mail. Gestern Abend waren wir auswärts zum Essen eingeladen, und da man bei solchen Gelegenheiten hinterher immer noch ein wenig gemütlich zusammen sitzt, fehlte mir anschließend die „Mauke“, noch ein paar Zeilen zu schreiben. Heute ist Packtag, Opa ist schon am Sachen verstauen, und ich nutze den Leerlauf für ein paar Zeilen an Euch. Heute Nachmittag wollen wir noch mal gemeinsam mit Anne Gerd auf den Hausberg spazieren, um den See mit dem Gästehaus von oben zu sehen. Vorausgesetzt das Wetter läßt es zu, denn im Augenblick regnet es wieder mal. Später gehen wir noch mal zu Peppe’s Pizza essen, obwohl Anne Gerd angeboten hat, für uns zu kochen. Aber sie sieht echt fertig aus, und so wollen wir Ihr deswegen nicht noch extra Aufwand bereiten.
Nie war die Vorhersage des norwegischen Wetterdienstes so genau wie heute. Wir haben noch eine kleine Wanderung auf den Hausberg unternommen und sind dabei in einen Regenschauer geraten. Allerdings sagte der Wetterbericht für 16 Uhr eine deutliche Wetterbesserung. Das Beweisfoto von 15:30 Uhr ist das Titelfoto dieses Beitrags. Die Wolken reißen auf, und während ich diese Zeilen schreibe, herrscht draußen wunderbares Herbstwetter. Aber mit diesen Bildern habe ich die Fotografiererei für diesen Urlaub abgeschlossen und die Kamera weggepackt. Irgendwann muß auch mal Schluß sein. Das mittlere Bild zeigt den See, an dem das Gästehaus liegt, mit einem Boot, das beim Nachbarn am Ufer festgemacht ist. Absolut Stille. Aufgenommen am Ufer direkt hinter dem Haus. Und das letzte Foto für diesen Urlaub insgesamt. Morgen müssen wir zeitig aufstehen, halb 6 morgens soll die Abfahrt zum Flughafen sein. Nachher muß ich noch meine Tasche packen (da habe ich ja so gar keine Lust drauf), damit ist der Tag für heute gelaufen. Und leider auch diese Reise. Aber ich bin ja bald schon wieder da…

letzte kurze Wanderung auf dem Hagskaret

älter Wintertour 2012
neuer Wintertour 2013

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