
Schneemobiltour auf dem Myrdalsjöküll
Samstag, 1. Juni
Letzter Tag der Reise. Zeit für ein bißchen Action. Wir haben uns für heute eine Schneemobil-Tour auf dem Myrdalsjökull ins Programmheft geschrieben. Wieder mal müssen wir dazu ca. 2 Stunden mit dem Auto anfahren. Aber die Tour beginnt erst um 12 Uhr, da können wir wenigstens in Ruhe frühstücken. In Reykjavik regnet es, aber auf dem Weg nach Vík i Myrdal wird das Wetter etwas besser, so daß wir oben auf dem Gletscher vielleicht Sonne bekommen, wer weiß. Erst einmal biege ich an der falschen Abzweigung ab, und so landen wir statt an unserer Startbasis an einem Café mit Aussicht auf den Gletscher. Also wieder zurück zur Hauptstraße. Und dabei war die Schotterpiste so richtig übel. Ob wir wohl noch rechtzeitig ankommen werden?
Werden wir. Unsere heutige Gruppe besteht aus Guide Birgeir Thor, zwei englischen Hausfrauen mit Kindern sowie Micha und mir. Zunächst bekommen wir dicke Overalls und klobige Astronautenstiefel, damit uns auf der Tour nicht kalt wird, dazu Helme und Handschuhe. Zunächst müssen wir aber von der Base des Veranstalters auf den Gletscher hoch. Das geht nur mit einem Super-Jeep. Krawalliges Gefährt, aber die Fahrt macht Laune. Oben angekommen gibt’s eine kurze Einweisung in die Bedienung der Motorschlitten, und dann geht’s auch schon los. Aber ach! Was ist das denn für ein bummimäßiges Tempo? Da hätten wir ja die Gletscherwanderung machen können und wären schneller vorwärts gekommen. Ob das wohl so geplant ist? Micha, der gerade am Steuer sitzt, gleicht die Schleichfahrt wenigstens ab und zu dadurch aus, daß wir uns zurückfallen lassen und dann mit High Speed zum Rest der Gruppe aufschließen. Nach 20 Minuten wird kurz angehalten. Eine der Hausfrauen, die allein auf ihrem Gefährt saß und sich darüber im Klaren zu sein scheint, daß sie hier die Spaßbremse ist, kommt hinter und entschuldigt sich für ihr zögerliches Fahren. Und fragt Micha und mich, ob nicht einer von uns ihren Motorschlitten übernehmen möchte, und sie setzt sich hinten drauf – da würde sie sich wohler fühlen. Na, das ist doch mal ein Wort! Da bessert sich doch gleich unsere Laune. Wir albern noch etwas im tiefen Schnee herum, aber bald geht es wieder los. Ich fahre den Schlitten mit der Engländerin hinten auf dem Sozius, und schon läuft die Sache deutlich flüssiger. So gefällt mir das viel besser. Micha fährt wieder am Schluß der Gruppe und kann sich – unbeobachtet vom Guide – speedmäßig so richtig austoben. Irgendwann erreichen wir wieder den Startpunkt, fahren runter ins Basislager und verabschieden uns dort vom Guide und dem Rest der Truppe, wobei ich mich noch einmal recht herzlich bei meiner Mitfahrerin bedanke, daß ich den zweiten Teil der Strecke ihr Ski-Doo übernehmen durfte.
Guide Thor hat uns auf dem Weg nach unten das von mir schon lang als Fotomotiv begehrte Wrack einer abgestürzten amerikanischen Propellermaschine vom Typ DC-4 ausgepointed, wo Micha und ich noch hin wandern wollen. Es geht durch die endlos scheinende schwarze Steinwüste des Solheimasandur, bis zum Wrack sind es mindestens 4 Kilometer Luftlinie. Unterwegs werden wir von einigen Raubmöwen gereizt beobachtet, weil wir sie offensichtlich bei der Balz gestört haben. Irgendwann erreichen wir schließlich die Überreste des Fliegers und können in Ruhe fotografieren, weil wir gerade ganz alleine hier sind. Man muß schon die Stelle kennen, wo die Kiste liegt, denn von der Straße aus sieht man nichts davon. Nach etwa einer dreiviertel Stunde zwingen uns aufziehende schwarze Regenwolken zum Rückzug. Diesmal laufen wir im Eiltempo in Spuren, die irgendwelche Autos hier hinterlassen haben. Dort ist der Sand nicht ganz so weich und erlaubt schnelleres Vorankommen. Nach weiteren 40 Minuten sind wir wieder am Auto, und kaum haben wir ein paar Kilometer hinter uns, beginnt auch schon der heftige Regenschauer. Wir lassen darum – und weil wir uns noch mal am kostenlosen Abendbuffett in der Excecutive-Lounge satt essen wollen – den geplanten Besuch im Heißwassersee Laugarvatn sausen. Nach dem Diner heißt es dann nur noch: Tasche packen und danach schlafen gehen. So endet also unsere Island-Reise.
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Südküste bei Vík i Myrdal

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