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Edinburgh Castle

Donnerstag, 23. Mai

Heute begeben wir uns zur letzten Station unserer Schottland-Reise, nach Edinburgh. Für Michael und mich ist heute Halbzeit, da wir ab Sonntag noch eine Woche Island dranhängen. Hermann muß uns dann leider schon wieder verlassen, weil er von Montag an wieder in seiner Reederei unabkömmlich sein soll. Viel passiert heute nicht, deswegen fällt der Bericht auch reichlich kurz aus. Kurz nach der Abfahrt geraten wir auf einem Bergpaß bei Aberfeldy in Wolken, aus denen Schnee fällt. Aber bald schon wird das Wetter besser, bis wir nach knapp zwei Stunden Fahrt Edinburgh bei strahlendem Sonnenschein erreichen. Unsere Ferienwohnung liegt im gut beleumundeten Stadtteil Newtown, was unter anderem für hohe Preise beim Parken sorgt – 1 Pfund pro halbe Stunde. Nicht nur das: auch die mit der irreführenden Bezeichnung „Parking Assistant“ beschrifteten Geldeintreiber der Stadt kreisen wie eine Herde Geier um die parkenden Autos herum. Ich zähle allein drei, in einem Häuserquadrat von vielleicht 200 mal 200 Metern. Alle neunzig Sekunden kommt irgendeiner von ihnen um irgendeine Ecke gebogen und betrachtet aufmerksam die abgestellten Autos. Wir entscheiden uns nach Ende unseres Kleingeldes am Abend für das Flatrate-Ticket, ausgestellt von der Stadt Edinburgh für 60 Pfund, wovon 30 abgezogen werden können, falls wir innerhalb von zwei Wochen zahlen. Dafür können wir aber auch bis Sonntag hier stehen bleiben.
Ein paar letzte Lebensmittelvorräte werden noch eingekauft, dann laufen wir in die nur zehn Minuten entfernte Innenstadt, um die ersten Sehenswürdigkeiten zu inspizieren. Die Sonne scheint zwar, aber ist es ziemlich kühl und es weht ein eisiger Wind. Dabei fällt mir auf, daß sich die hiesige Bevölkerung offensichtlich nicht nach der Witterung, sondern nach dem Kalender kleidet. Und der sagt nun mal „fast Sommer“ – und somit laufen die Mädels in leichten Kleidern und die Männer in kurzen T-Shirts ohne Jacke umher.
Irgendwie ist heute bei uns etwas die Luft raus. Wir alle hängen ein wenig durch, also lassen wir den Stadtrundgang relativ schnell sein und gehen zu Abend essen – Meze, eine Art arabische Tapas. Genau richtig. Kleine Portionen, leichte Küche. Dazu ein Efes-Pilsener. So langsam kommt wieder Leben in die Truppe. Zur Feier des Tages öffne ich eine der in Aberfeldy gekauften Whisky-Flaschen.

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Firth of Fourth Bridge

Freitag, 24. Mai

Bevor ich zum Bericht des heutigen Tages komme, möchte ich Euch die folgenden Zeilen nicht vorenthalten. Diese – zumindest bis zu der Stelle, wo ich immer den Faden verliere – geistern mir jedes Mal im Kopf herum, wenn ich mir den Namen unseres heutigen Fotomotivs selbst vorsage. Also, hier kommt’s (und denkt an die korrekte Aussprache des englischen „th“):

„Auf dem Landsitz North Cothelstone Hall von Lord und Lady Hesketh-Fortescue befinden sich außer dem jüngsten Sohn Meredith auch die Cousinen Priscilla und Gwyneth Molesworth aus den benachbarten Ortschaften Middle Fritham und Nether Addlethorpe, ferner ein Onkel von Lady Hesketh-Fortescue, der 79jährige Jasper Fetherstone, dessen Besitz Thrumpton Castle zur Zeit an Lord Molesworth-Houghton, einem Vetter von Priscilla und Gwyneth Molesworth, vermietet ist.
Gwyneth Molesworth hatte für Lord Hesketh-Fortescue in Nether Addlethorpe einen Schlipth. Verzeihung. Schlips besorgt, ihn aber bei Lord Molesworth-Houghton in Thrumpton Castle liegenlassen. Lady Hesketh-Fortescue verdächtigt ihren Gatten, das letzte Wochenende mit Priscilla Molesworth in Middle Fritham verbracht zu haben.
Gleichzeitig findet Meredith Hesketh-Fortescue auf einer Kutschfahrt mit Jasper Fetherstone von Friddle. äh. Fiddle Mith…Middle Fritham nach North Cothelstone Hall in Thrumpton Castle den Schlipth aus Nathel…Naddle…Entschuldigung…Nether Addlethorpe. Nach einer dramatischen Auseinandersetzung zwischen Lady Hesketh-Fortescue und Priscilla Molesworth in North Cothelstone Hall eilt Gwyneth Molesworth nach dem zwei Meilen entfernten South Thoresby, um ihre Tanten Amelie Hollingworth und Lucinda Satterswaite aufthuthu. aufzusuchen. Diese sind jedoch nach North Thurston zu ihrem Schwager Thomas Thatcham gefahren, der als Gärtner in Thrumpton Castle bei Lord Molesworth-Houghton arbeitet. Gwyneth Molesworth fährt nach North Cothelstone Hall zurück, aber nicht über Maddle. Middle Addlethorpe, thondern über North Thurston, Thrumpton Castle, Middle Fritham und Nether Addlethorpe. Dort triffth thie Priscilla Molesworth, die mit Lord Molesworth-Houghton noch nachth von Naddle…Thaddle Nother. Thoddle Nather. Noddle…………“

Leser in meinem (und erst recht in Hermanns und Michaels) Alter werden womöglich bemerkt haben, daß es sich bei diesem Text um den Loriot-Klassiker „Die englische Fernseh-Ansagerin“ handelt. Morgen werde ich so alt wie die anderen beiden, was zu einer der seltenen Gelegenheiten führt, da ich Kommentare auf der Seite freischalte für die, die gerne gratulieren oder kondolieren wollen, weil ich dann auch ein alter Sack bin. Aber genug davon, denn noch ist es nicht soweit.
Nachdem gestern irgendwie ein wenig die Luft raus war – ich habe nur 4 Fotos über den ganzen Tag verteilt geschossen – haben wir uns heute wieder etwas gefangen und gehen eine der größten Sehenswürdigkeiten der Stadt besichtigen: das Edinburgh Castle. Da wird denn auch bei den Eintrittspreisen ordentlich hingelangt: 16 Pfund pro Person. Respekt! Dafür bekommen wir bereits vor den Toren des Schlosses ein Schauspiel geboten: den Wechsel der Wachen. Ihr wißt schon: die, die immer unbeweglich vor ihrer Hundehütte stehen bleiben müssen und keine Miene verziehen dürfen, auch wenn die Passanten nebendran voll die Faxen machen. Ich quatsche einen etwas abseits stehenden Soldaten mit deutlich mehr Lametta an der Uniform an, ob er denn der Supervisor der Guards sei, was auch bejaht wird. Und ich erfahre im Verlauf des Gesprächs unter anderem, daß diese Wachen nur an zwei Wochen im Jahr, den sogenannten Royal Weeks, hier aufziehen. Eigentlich sollte heute auch die Königin hier weilen, aber die hat sich krank gemeldet und ist somit entschuldigt.
Da wir auf den angebotenen Audio-Guide verzichtet haben, sind wir durch die einzelnen Ausstellungsteile relativ fix durch. Einzig und allein bei den Kronjuwelen müssen wir etwas länger anstehen. Eher unspektakulär. Ich hätte da mehr Geglitzer und buntes Gefunkel erwartet, aber so sagt sich jeder potentielle Dieb: „Ach laß ma, dat sieht nich aus.“ und läßt die Klunker liegen. Was den letztlich besten Schutz vor Raub darstellt.
Nach der Burgbesichtigung laufen wir wieder zurück zu unserem Hauptquartier am Northumberland Place, wo kurz ein Snack eingeworfen wird, um die Zeit bis zum Abendessen zu überbrücken. Ich bringe schnell den in Aberfeldy gekauften Whisky zur Post, um ihn nach Deutschland zu schicken. Micha und ich fahren anschließend noch vor die Tore der Stadt, zur riesigen Eisenbahnbrücke über den Firth of Forth. Ein beeindruckendes Bauwerk, über 130 Jahre alt. Die goldene Abendsonne und die milde Luft zaubern fast mediterranes Flair an die gut besuchte Uferpromenade unterhalb der Brücke. Ein atemberaubender Anblick.
Aber wir wollen Hermann nicht ewig warten lassen und begeben uns bereits anderthalb Stunden später wieder auf den Heimweg. Bevor ich morgen über den Tagesablauf und das Essen bestimmen kann, weil ja mein Geburtstag ist, gehen wir heute abend wieder auf der Hanover Street essen, diesmal in einem französischen Laden namens „Chez Julez“, von dem in unserem Apartment gleich ein ganzer Stapel Visitenkarten herumliegt. Muß ja was ganz dolles sein. Also nehmen wir den Franzosen mal näher in Augenschein. Voll ist es und laut, aber für 3 `übsche ‚erren im besten Altärr ‚at man noch ein Plätzschen frei. Hier in Schottland esse ich zum ersten Mal in meinem Leben Froschschenkel. Mondieu! Ein international bunt gemischtes und wirklich sehr nett anzuschauendes Kellnerinnen-Ensemble schmeißt den Laden, so daß auch für Entertainment gesorgt ist. Säährr ordentliesch.

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Geburtstag 🙂

 

Samstag, 25. Mai

Heute bin ich mal der Bestimmer. Darüber hinaus ist auch der letzte Tag unserer Reise, und aus diesen beiden Anlässen lade ich Hermann und Micha heute abend zum Essen ein. Sie wissen noch nicht, wo es hin geht, aber Ihr könnt schon mal hier gucken. Aber so ein lecker Essen will verdient sein, deswegen haben wir auch am Packtag noch ein wenig Programm am Start. Nach dem späten Frühstück, bei dem wir die letzten Lebensmittelvorräte aufbrauchen, geht es erst noch einmal in die Innenstadt, weil Micha für seine Freundin und ich für meine Tochter Paula noch jeweils einen Kilt kaufen wollen. Dank der technischen Daten, die uns unsere Mädels für diesen Shopping-Act übermittelt haben, geht das auch recht fix.
Ein wenig Bildung wäre auch noch schön. Zu diesem Zweck fahren wir vor die Tore der Stadt, in den kleinen Ort Roslin, wo wir die Rosslyn Chapel besichtigen – eine süße, überaus reichverzierte und mächtig verschnörkelte Kirche, die bereits im Kinofilm „Der Da-Vinci-Code“ eine Rolle spielte. Leider darf man da drin nicht fotografieren, also hat die Kapelle schon ein klein wenig „abgeloost“. Wir trinken noch einen Kaffee auf der von der Sonne gleißend hell erleuchteten Terrasse und begeben uns dann wieder nach Edinburgh zurück. Etwas Bewegung täte jetzt ganz gut, weshalb es sich perfekt trifft, daß wir auf dem Weg nach Hause am Holyrood-Park vorbei kommen, von dessen höchstem Punkt „Arthur’s Seat“ man einen herrlichen Rundblick über die ganze Stadt hat. Mittlerweile ist es so warm, daß Micha auf dem Rückweg zum Auto ohne T-Shirt gehen kann.
Jetzt aber noch schnell zurück in die Wohnung, frisch gemacht, umgezogen und dann ab in die Stadt, wo wir im Restaurant „The Witchery“, unterhalb des Schlosses einen Tisch reserviert haben. Und zwar im „Secret Garden Room“, einem versteckt gelegenen Nebentrackt. Wegen meines Geburtstages bekommen wir jeder ein Glas Schampus aufs Haus. Das ist doch nett. Wir essen ein Drei-Gänge-Menü, das die hohen Erwartungen, die man an ein Restaurant dieser Kategorie stellen darf, leider nicht in allen Belangen erfüllen kann. Aber im Großen und Ganzen ist es doch ein gelungener Abschluß des Reiseteils, den wir zu dritt unternommen haben.

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Blick von Arthur’s Seat auf Edinburgh

Hier geht’s weiter mit dem zweiten Teil: Island. (Klick) >>>

älter Wintertour 2013
neuer 3H-Tour 2013, Teil 2

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